Pressemitteilung I2022/001 vom

Die Welt erlebt zwei Megatrends: Extreme Klimaereignisse nehmen in Ausma? und H?ufigkeit zu, w?hrend die Biodiversit?t abnimmt. Forschende der Universit?t Leipzig und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv) bringen gemeinsam mit weiteren europ?ischen Einrichtungen ihre Sorge zum Ausdruck, dass sich diese beiden Trends gegenseitig verst?rken k?nnten. Im Fachmagazin Nature fordern sie eine neue Forschungsagenda, die die Risiken von Klimaextremen und den Rückgang der Biodiversit?t verknüpft.

Mittlerweile sind wir uns zunehmend darüber im Klaren, dass es einen Zusammenhang zwischen der globalen Erw?rmung und dem Verlust der Biodiversit?t gibt, auch wenn diesen Trends unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. Wollen wir den einen besser verstehen, k?nnen wir den anderen dabei nicht au?en vor lassen. Entsprechend fordern auch der Weltklimarat IPCC und der Weltbiodiversit?tsrat IPBES ein gemeinschaftliches Vorgehen zur Untersuchung dieser miteinander verknüpften Themenfelder.

Ein hervorstechendes Merkmal des Klimawandels ist, dass Klimaextreme in zunehmender H?ufigkeit und Intensit?t auftreten werden. Im Fachmagazin Nature hat eine Gruppe von Wissenschaftler:innen von der Universit?t Leipzig, des iDiv und weiteren europ?ischen Forschungseinrichtungen nun ihre Sorge zum Ausdruck gebracht, dass dieser Prozess sich auch auf den Rückgang der Biodiversit?t auswirken wird. Dabei sei eine wichtige Frage derzeit noch nicht untersucht wurde, und zwar ob ?immer st?rkere Extreme, die zudem immer h?ufiger auftreten, auch die Verschlechterung und Angleichung der ?kosysteme beschleunigen, und wird dies wiederum weitere Klimaextreme bef?rdern?“ Mit anderen Worten: Verst?rkt der Rückgang der Biodiversit?t das Ausma? extremer Klimaereignisse? Wenn dem so w?re, und dafür gibt es bereits Hinweise, müsste eine g?nzliche neue Forschungsagenda entwickelt werden.

Interdisziplin?re Forschungsans?tze sind n?tig

Dafür sind interdisziplin?re Forschungsans?tze n?tig. ??kologen und Klimaforschende müssen eine gemeinsame wissenschaftliche Vision und Agenda ausarbeiten, sodass wir gut informiert sind – nicht nur über die Risiken, die der Rückgang der Biodiversit?t als Puffer gegen Klimaextreme mit sich bringt, sondern auch über das Risiko, Klimaextreme an sich zu verst?rken“, schlussfolgern die Forschenden.

Die gute Nachricht ist: Methoden und Technologien zur Sammlung und Analyse von Daten sowie neuartige Messverfahren stehen uns zur Verfügung und bieten einzigartige Einblicke, wie Pflanzen auf Stress reagieren. Doch diese Daten müssen nun auch für die Erstellung von Vorhersagen genutzt werden. Helfen k?nnen dabei hochwertige Modellierungen, sogenannte digitale Zwillinge und künstliche Intelligenz. 

CBD COP 15 sollte Klima und Biodiversit?t gemeinsam beleuchten

Auf h?chster politischer Ebene werden die Zusammenh?nge zwischen Klimaextremen und dem Rückgang der Biodiversit?t bereits anerkannt. So erkennt etwa die Europ?ische Kommission die multifunktionale Bedeutung von W?ldern und deren Rolle bei der Regulierung atmosph?rischer Prozesse sowie des Klimas formell an. Neue Beschlüsse zum Klimaschutz wurden vor wenigen Tagen im Rahmen der UN-Klimakonferenz COP 27 in Scharm-el-Scheich getroffen. Am 7. Dezember startet zudem die Weltnaturkonferenz CBD COP 15 in Montreal, bei der neue Abkommen zum Schutz der Biodiversit?t verabschiedet werden sollen. In ihrem Kommentar in Nature betonen die Forschenden, dass beide Themen im Zusammenhang betrachtet werden müssen: ??kologen, Klimaforschende sowie Experten aus den Bereichen Remote Sensing, Modellierung und Daten müssen gemeinschaftlich daran arbeiten, unsere Wissenslücken zu füllen, so dass wir die Risiken, die vor uns liegen, vollumf?nglich einsch?tzen k?nnen.“

Kati Kietzmann

Originalpublikation: “Biodiversity loss and climate extremes - study the feedbacks”

Miguel D. Mahecha, Ana Bastos, Friedrich Bohn, Nico Eisenhauer, Hannes Feilhauer, Henrik Hartmann, Thomas Hickler, Heike Kalesse-Los, Mirco Migliavacca, Friederike E.L. Otto, Jian Peng, Johannes Quaas, Ina Tegen, Alexandra Weigelt, Manfred Wendisch, Christian Wirth (2022). Biodiversity loss and climate extremes - study the feedbacks. Nature, DOI: https://www.nature.com/articles/d41586-022-04152-y