Pressemitteilung 2022/026 vom

Eine weltweit erste Studie hat die Behandlung von Essanf?llen mit EEG-Neurofeedback, die Steuerung der elektrischen Aktivit?t des Gehirns, untersucht. Die Wissenschaftlerinnen vom Forschungsbereich Verhaltensmedizin der Universit?t Leipzig, unter der Leitung von Prof. Dr. Anja Hilbert, fanden heraus, dass sich die Essanf?lle bei den 39 Teilnehmer:innen der Pilotstudie durch das Verfahren reduzierten.

Menschen mit Binge-Eating-St?rung leiden an wiederkehrenden Essanf?llen, bei denen sie gro?e Mengen an Nahrungsmitteln verzehren, begleitet von dem Gefühl, die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren. Ausgleichende Ma?nahmen zur Vermeidung einer Gewichtszunahme, zum Beispiel selbst herbeigeführtes Erbrechen, werden nicht regelm??ig genutzt. Die Binge-Eating-St?rung ist international die h?ufigste Essst?rung.

Aktuelle Studien zeigen, dass bei Menschen mit Binge-Eating-St?rung Ver?nderungen im Elektroenzephalogramm (EEG), eine Methode zur Messung der elektrischen Aktivit?t des Gehirns an der Kopfoberfl?che, zu finden sind. Die Beobachtung veranlasste die Leipziger Wissenschaftlerinnen, diese Ver?nderungen mit EEG-Neurofeedback zu behandeln.

Sowohl das nahrungsspezifische als auch das allgemeine EEG-Neurofeedback reduzierten die Essanf?lle um rund 60 Prozent und verbesserten Sorgen um Figur, Gewicht oder das Essen sowie Hei?hungergefühle stabil über die dreimonatige Nachuntersuchungszeit hinweg. ?Bemerkenswert ist, dass beide EEG-Neurofeedbacktrainings die EEG-Aktivit?t nach der Behandlung ver?nderten, was auf spezifische Behandlungswirkungen hinweist, die über einen blo?en Placebo-Effekt hinausgehen“, sagt Prof. Anja Hilbert, Leiterin der Studie. Die Ergebnisse sind kürzlich in der Fachzeitschrift Neurotherapeutics ver?ffentlicht worden.

Gehirnaktivit?t wird erlebbar

?EEG-Neurofeedback ist eine neurokognitive Intervention, bei der die EEG-Aktivit?t in Echtzeit analysiert und auf einem Computerbildschirm, zum Beispiel durch einen sich bewegenden Ball, visualisiert wird. Dadurch wird die sonst nicht spürbare Gehirnaktivit?t erlebbar und Patient:innen k?nnen lernen, sie gezielt zu ver?ndern“, erkl?rt Marie Blume, Doktorandin an der Medizinischen Fakult?t und Autorin der Studie.  

Insgesamt nahmen 39 Erwachsene mit Binge-Eating-St?rung und ?bergewicht an der Studie teil. Dabei wurden sie nach dem Zufallsprinzip entweder einem nahrungsspezifischen oder einem allgemeinen EEG-Neurofeedback zugeteilt. In beiden F?llen erfolgte zun?chst eine Wartezeit von sechs Wochen, gefolgt von sechs Wochen EEG-Neurofeedbacktraining mit zehn Sitzungen à 30 Minuten und einer dreimonatigen Nachuntersuchungszeit. Die Methode wurde von den Patienten sehr gut angenommen, es gab keine unerwünschten Nebenwirkungen. Studien an gr??eren Stichproben sind notwendig, um die Wirksamkeit dieser vielversprechenden Behandlung weiter abzusichern und Wirkmechanismen zu identifizieren.

Originaltitel in Neurotherapeutics: EEG neurofeedback in the treatment of adults with binge-eating disorder: A randomized controlled pilot study. https://doi.org/10.1007/s13311-021-01149-9