Pressemitteilung 2024/031 vom

Die Besucher:innen des Leipziger Auwaldes sorgen sich um die Zukunft dieses Naherholungsgebietes. Vor allem ?ltere Menschen beobachteten in den vergangenen Jahren in dem Areal Ver?nderungen wie zunehmende Trockenheit, mehr Totholz oder verdorrte Wiesen, wie die gerade ver?ffentlichte ?Kommunale Bürgerumfrage 2022 – Sonderauswertung Leipziger Auenlandschaft“ im Rahmen des Projekts ?Lebendige Luppe“ ergab. Die Erhebung entstand in Zusammenarbeit des Amtes für Statistik und Wahlen der Stadt Leipzig mit dem Institut für Soziologie der Universit?t Leipzig. Viele der insgesamt 1.424 Befragten sehen die Entwicklung des Auwaldes mit Besorgnis und nennen den Wassermangel als gr??tes Problem.

Zugleich sch?tzen nahezu alle Befragten (95 Prozent) die Bedeutung der Aue für den Schutz der Biodiversit?t als hoch oder sehr hoch ein. Für die Bürgerumfrage waren insgesamt 5.000 zuf?llig ausgew?hlte Einwohner:innen im Alter zwischen 18 und 85 Jahren angeschrieben worden. 1.424 vollst?ndige Antwortb?gen lagen nach Ende der Erhebung vor. Erg?nzend zu der repr?sentativen Umfrage der Kommunalen Bürgerumfrage haben Mitarbeitende des Instituts für Soziologie von April bis September 2023 im Leipziger Auwald 176 Interviews geführt. Die Teilnehmer:innen dieses sogenannten Auwaldsurveys wurden an verschiedenen Standorten im nordwestlichen und südlichen Auwald zu ihrem Freizeitverhalten und zu ihrer Naturwahrnehmung in der Leipziger Auenlandschaft befragt. 

Die Umfragen bieten unter anderem Antworten auf die Fragen ?Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Erholungsverhalten der Leipziger:innen ausgewirkt?“, ?Wird der Leipziger Auwald als Erholungsgebiet anders genutzt als früher?“ und ?Werden Ver?nderungen in der Aue wahrgenommen?“. Fast zwei Drittel der Befragten gaben an, den Leipziger Auwald h?ufig als Erholungsgebiet zu nutzen. Die beliebtesten Ziele sind die Parks im Zentrum und der südliche Auwald. Im Vergleich zu den Angaben, die vor der Pandemie gemacht wurden, scheint die Nutzung des Auwalds aber leicht zurückgegangen zu sein. Der wichtigste Grund, um auf einen Besuch des Auwalds zu verzichten, ist die r?umliche Entfernung. 

Schutzprogramme wenig bekannt

Nur eine Minderheit der Bev?lkerung wei? den Befragungen zufolge, dass an vielen Stellen und auf vielen Ebenen Ma?nahmen ergriffen werden, um die Leipziger Auenlandschaft zu erhalten. Keine der Initiativen – vom S?chsischen Auenprogramm über das Leipziger Totholzkonzept bis zum Projekt Lebendige Luppe – ist mehr als einem Viertel der Befragten bekannt. Viele dieser Ma?nahmen werden in dem Bericht n?her vorgestellt. 

Wenn es um den eigenen Beitrag zum Schutz der Aue geht, sind die Leipziger:innen  eher zurückhaltend. W?hrend die Kennzeichnung als Schutzgebiet oder das Anbringen von Informationstafeln mit gro?er Mehrheit befürwortet wird, findet die Idee tempor?rer Betretungsverbote oder Einschr?nkungen der Gew?ssernutzung wegen Revitalisierungsvorhaben nur geringe Zustimmung. ?Wenn Ma?nahmen zum Schutz der Aue mit Folgen für den Einzelnen verbunden sind, ist die Zustimmung in unserer Umfrage deutlich geringer gewesen als bei Ma?nahmen die ?nichts kosten‘. Dieses Ph?nomen ist weit verbreitet“, erkl?rt Prof. Dr. Sylke Nissen vom Institut für Soziologie, unter deren Leitung die Erhebungen stattfanden.

Im Rahmen des Projekts ?Lebendige Luppe“ wurden bereits verschiedene Initiativen zum Erhalt und Schutz der Aue gestartet sowie natur- und sozialwissenschaftlich begleitet. ?Neben der Erstellung eines umfangreichen naturwissenschaftlichen Datensatzes richtete sich das sozialwissenschaftliche Interesse im Projekt und damit in den Befragungen unter anderem auf die ?ffentliche Wahrnehmung des Leipziger Auengebiets, auf Fragen der Erholungsnutzung, auf Kenntnisse bezüglich der ?ko?systemleistungen und des Zustands der Aue sowie auf Ma?nahmen zum Schutz und Erhalt des Gebietes“, sagt Prof. Nissen. Nicht zuletzt sollen die Ergebnisse der Befragungen nach ihren Worten dazu beitragen, besser über den besonderen ?kologischen Wert des Gebiets zu informieren.