1. K?nnen Sie sich noch an Ihre ersten Studientage erinnern – wie war Ihr erster Eindruck von der Universit?t Leipzig?

Die Universit?tsbibliothek Albertina hat mich sehr beeindruckt. Ich glaube, sie wurde sehr schnell zu einem meiner Lieblingslernorte w?hrend des Studiums.
In Erinnerung bleiben auch die Ankunft in der Leipziger Südvorstadt mit ihren wunderbaren Altbauten und das Hauptgeb?ude der Universit?t – damals noch mit Karl-Marx-Relief und dem Paternosteraufzug. Seither hat sich in Leipzig so vieles ver?ndert. Es ist toll, diese Entwicklungen der Stadt und der Universit?t miterlebt zu haben.

2. Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihr Studium kurz beschreiben?

Ich habe sehr viel Unterstützung seitens der Professoren und Lehrenden erhalten. Sowohl bei Bewerbungen für Stipendien wie auch bei der Umsetzung von Projektideen – sie hatten immer ein offenes Ohr.
Durch das Engagement in einer studentischen Organisation, dem Studentenclub ?apropos polen:“ habe ich auch für meinen Beruf viel mitnehmen k?nnen. Im Hauptstudium war ich im Rahmen eines DAAD-Stipendiums an der Jagiellonen-Universit?t in Krakau und danach ein Semester an der Pariser Sorbonne. Diese Zeit wollte ich nicht missen.

3. Haben Sie jemals an Ihrer Studienwahl gezweifelt? Wenn ja, wie sind Sie damit umgegangen?

Ich habe mich ganz bewusst für den Magisterstudiengang Kulturwissenschaften mit den Nebenf?chern Polonistik und Osteuropawissenschaften entschieden. Eine gute Kombination, wie ich auch heute finde.

4. Welche Motivationen haben Ihre Studien- bzw. Berufswahl bestimmt?

Bereits in der Schule habe ich mich für diese Bereiche interessiert: Philosophie, Geschichte, Sprachen und Management. Das alles habe ich in Leipzig bei den Kulturwissenschaften gefunden. Mit der Wahl meiner Nebenf?cher hat sich zudem auf eine neue Weise Osteuropa und dabei insbesondere Polen erschlossen.

5. Was waren wichtige Stationen auf Ihrem beruflichen Weg?

W?hrend meines Studiums habe ich mehrere Praktika gemacht und Projekte im Kulturbereich realisiert. Im letzten Studienjahr habe ich dann am Polnischen Institut Leipzig gearbeitet. Danach der Sprung über Passau nach Berlin, um das Hauptstadtbüro der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit mit aufzubauen. Eine spannende Zeit, denn für die deutsch-polnischen Beziehungen standen in diesen Jahren viele Jubil?en an, die ich mit zahlreichen Projekten in Berlin und deutschlandweit begleiten durfte.

Im November 2013 dann die ?bernahme der Leitung des Bereichs Integration und Medien am Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart. Das Institut für Auslandsbeziehungen, die ?lteste Mittlerorganisation Deutschlands, engagiert sich im Kulturaustausch für ein friedliches und bereicherndes Zusammenleben von V?lkern, Staaten und Religionen. Ich bin für die F?rderung der deutschen Minderheiten in Mittelost-, Südosteuropa und den Staaten der GUS verantwortlich. Darüber hinaus f?rdern wir seit letztem Jahr Projekte, die die Zusammenarbeit mit den Zivilgesellschaften der L?nder der ?stlichen Partnerschaft ausbauen.  Gerade jetzt eine wichtige und herausfordernde Aufgabe.

6. Wie sehr hat Ihr Studium Ihre jetzige berufliche T?tigkeit gepr?gt? Gibt es einen Zusammenhang zwischen Ihrem Studium und Ihrer T?tigkeit? K?nnen Sie noch Dinge aus Ihrem Studium nutzen?

Mein Studium hat meine jetzige T?tigkeit sehr gepr?gt. Insbesondere die Osteuropakompetenz, betriebswissenschaftliche Kenntnisse und die Sprachkenntnisse, die ich w?hrend des Studiums erworben habe, bilden die Basis für meinen jetzigen Beruf.

7. Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrer jetzigen Position aus?

Als Bereichsleitung bin ich haupts?chlich für die strategische Entwicklung und die Steuerung der unterschiedlichen Programme und Projekte zur F?rderung der deutschen Minderheiten in Mittelost-, Südosteuropa und den Staaten der GUS verantwortlich. Dazu z?hlen das Entsendeprogramm mit derzeit 17 Kulturmanagern und Redakteuren; ein Stipendienprogramm für Kulturassistenten, ein Hospitationsprogramm, unsere eigenen Impulsprojekte und die Projektf?rderung. Im Bereich sind wir mit unseren Regionalkoordinatorinnen zurzeit ein Team von zehn Personen.

Jeder Tag ist anders und immer wieder spannend. Das Aufgabenspektrum reicht von Personalführung, Planung, Antragstellung, Organisation über Steuerung und Evaluation. Die Zusammenarbeit mit Vertretern der deutschen Minderheiten und des Ausw?rtigen Amtes ist immer sehr bereichernd. Ich freue mich, dass ich auch unsere Kooperationspartner und Kollegen/innen in den L?ndern bei ihren Projekten regelm??ig begleiten darf. Eine immer wieder erstaunliche Erfahrung im Rahmen der Dienstreisen ist, wie vielf?ltig und doch so nah sich die Kulturen und Menschen sind und wir alle vor ?hnlichen Herausforderungen der sich so dynamisch wandelnden Gesellschaften stehen.

8. Was sind die wichtigsten drei Kompetenzen in Ihrem Arbeitsalltag?

Engagement, Loyalit?t, Selbstdisziplin

9. Wie gelingt Ihrer Meinung nach ein guter Berufseinstieg in Ihrer Branche (Einstiegswege, Bewerbungstipps, etc.)?

Nach M?glichkeit sein künftiges Berufsfeld frühzeitig suchen, kennenlernen und Netzwerke aufbauen. Das gelingt am besten durch Praktika oder Hospitationen. Von gro?em Vorteil ist, wenn man durch ehrenamtliches Engagement frühzeitig aufzeigt, dass man Verantwortung übernehmen kann.

10. Was würden Sie den heutigen Studienanf?nger/innen mit auf den Weg geben

Engagiert sein und offen für Neues. Praktika und Mitarbeit bei Projekten schon w?hrend des Studiums sind von gro?em Vorteil – genauso wie Auslandserfahrungen und Sprachkenntnisse. Fortbildungen oder Stipendienangebote unbedingt nutzen. Es gibt so viele M?glichkeiten!

Pers?nliche Angaben

  • Name: Karoline Gil
  • Geburtsjahrgang: 1983
  • Studiengang: Kulturwissenschaften (HF), Ost- und Südosteuropawissenschaften, Polonistik
  • Jahr der Immatrikulation: 2002/2003
  • Jahr der Exmatrikulation: 2008
  • Heutiger Arbeitgeber/Position: Bereichsleitung Integration und Medien, Institut für Auslandsbeziehungen

(Interview Stand Juli 2015)