Pressemitteilung 2021/052 vom

Die dürfte wirklich schon jeder einmal in der Hand gehabt haben: Beutelchen mit kleinen Kugeln, die in der Verpackung von neuen Schuhen oder Elektroartikeln liegen. Die Kugeln sind dazu da, um Feuchtigkeit aufzunehmen und so die Artikel vor Besch?digung zu schützen. ?Diese Materialien sind mit einem Schwamm vergleichbar“, erl?utert der Physiker Prof. Dr. Rustem Valiullin von der Universit?t Leipzig. Er und seine Arbeitsgruppe haben einen Weg gefunden, die Eigenschaften dieser Materialien pr?ziser zu bestimmen, weil sie die zugrundeliegende Unordnung besser berücksichtigen k?nnen. Ihre Erkenntnisse wurden von den Herausgebern der Journale der ?American Chemical Society“ als ?ACS Editors' Choice“ ausgew?hlt, weil diese die ?Bedeutung für die globale wissenschaftliche Gemeinschaft“ des Artikels der Leipziger Forscher?anerkennen und darin einen Durchbruch bei der genauen Beschreibung von Phasenübergangsph?nomenen in ungeordneten por?sen Materialien sehen.

Bei den mesopor?sen Materialien sind die ?ffnungen ungleich kleiner als bei einem normalen Schwamm: Ihre Durchmesser bewegen sich im Nanobereich von 2 bis 50 Nanometer und sind mit dem menschlichen Auge nicht wahrnehmbar. Dennoch sind sie durch ihre Eigenschaften zum Beispiel für die Trennung von Stoffen von Interesse, diese erfolgt dabei beispielsweise in Abh?ngigkeit von der Molekül- und Porengr??e.

Bislang konnte man die gewünschten Eigenschaften dieser Materialien nur n?herungsweise über Experimente herausfinden. ?Es beruht also eher auf Erfahrungen, ob man bestimmen kann, welche der Strukturen für welche Anwendungen verwendet werden kann“, so der Physiker. Denn das Problem besteht darin, dass diese Materialien meist ungeordnet sind, das hei?t dass Poren verschiedener Gr??en im Material eine komplexe Netzwerkstruktur bilden.

Die Forscher der Universit?t Leipzig haben ein Modell entwickelt, das die Merkmale erfasst, die in den komplexen Porennetzwerken zu beobachten sind. ?Wir k?nnen statistisch beschreiben, wie die einzelne Poren in diesen Netzwerken untereinander gekoppelt sind“, umrei?t Prof. Valiullin den Ansatz. ?Wir verm?hlen die Unordnung mit der Ordnung.“ Dadurch ist es m?glich, die physikalischen Ph?nomene zu erfassen, die etwa bei Gas-Flüssigkeits- und Fest-Flüssigkeits-Phasenüberg?ngen verstanden werden müssen. Und das nicht nur in der Theorie: Unter Verwendung spezieller mesopor?ser Modellsysteme konnte mit Hilfe moderner Methoden der kernmagnetischen Resonanz belegt werden, dass die theoretischen Ergebnisse auch unmittelbar in die Praxis umgesetzt werden k?nnen.

Dies dürfte in Zukunft den Einsatz solcher Materialien vereinfachen, die zum Beispiel dabei helfen, Medikamente über einen definierten, durchaus auch l?ngeren Zeitraum erst dann im menschlichen K?rper freizusetzen, wenn das notwendig und erwünscht ist. Weitere Einsatzfelder derartiger Materialien liegen unter anderem in den Bereichen Sensorik sowie Energiespeicherung und -wandlung.

Originaltitel der Ver?ffentlichung im Journal “Langmuir" der "American Chemical Society“:

"Impact of Geometrical Disorder on Phase Equilibria of Fluids and Solids Confined in Mesoporous Materials", doi.org/10.1021/acs.langmuir.0c03047  

Editors' Choice