Pressemitteilung 2024/141 vom

Lücken im Kronendach eines Auenmischwalds haben direkten Einfluss auf die Temperatur und Feuchtigkeit im Waldboden, zeigen jedoch nur geringe Auswirkungen auf die Bodenaktivit?t. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universit?t Leipzig, des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung Halle-Jena-Leipzig (iDiv) und des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie, die jüngst im Fachjournal ?Science of the Total Environment“ ver?ffentlicht wurde.

Lücken im Waldbestand, ob durch forstwirtschaftliche Eingriffe oder durch das Absterben gro?er B?ume verursacht, k?nnen eine zentrale Rolle für das Mikroklima und die biologischen Prozesse im Waldboden spielen. Die Frage, in welchem Ausma? sich solche Lücken auf das Mikroklima und die biologische Bodenaktivit?t auswirken, gewinnt angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen im Dürrejahr 2022 die Auswirkungen verschieden gro?er und unterschiedlich strukturierter Waldlücken auf Mikroklima und Zersetzungsprozesse im Boden eines europ?ischen Auenmischwaldes (Leipzig, Deutschland). ?Wie zu erwarten, steigt im Vergleich zu geschlossenen Waldabschnitten die Bodentemperatur und die Schwankungen in der Luft- und Bodentemperatur nehmen zu“, so die Erstautorin der Studie, Annalena Lenk vom Institut für Biologie der Universit?t Leipzig. ?Im Sommer waren die Monatsmittelwerte der Bodentemperaturen in Lückenbereichen um bis zu 2,05 Grad Celsius h?her als in geschlossenen Waldgebieten. Gleichzeitig war der Boden in den Lücken jedoch feuchter, zum Teil signifikant.“ Dies k?nne vermutlich darauf zurückgeführt werden, dass durch den geringeren Baumbestand weniger Wasser verdunstet und weniger Niederschlag von den B?umen abgefangen wird.

Interessanterweise beeinflusste auch die Dichte der Strauchschicht und des Baumunterstandes die Bodentemperaturen bisweilen st?rker als der Oberstand, sagt die Wissenschaftlerin: ?In Waldgebieten mit dichterem Unterstand waren die Temperaturen und ihre Schwankungen moderater als in Bereichen, in denen der Unterstand künstlich aufgelichtet war“, erkl?rt Lenk.

Um Auswirkungen auf wichtige ?kosystemfunktionen durch ver?nderte mikroklimatische Bedingungen zu verstehen, untersuchten Lenk und ihr Team auch die Aktivit?t der Bodenorganismen. Hierfür wurden Experimente zur Zersetzungsrate von verschiedenen Substraten (Grüntee, Rooibostee und Holzspatel) sowie zur Fra?aktivit?t der Bodenfauna mittels K?derstreifen durchgeführt. ?Wir fanden überraschenderweise keine signifikanten Unterschiede in der Bodenaktivit?t zwischen Lücken und geschlossenen Waldbereichen“, berichtet Lenk. Jedoch war ein positiver Effekt auf die Fra?aktivit?t der Bodenorganismen durch die steigende Bodentemperatur im Verlaufe der Saison trotz sinkender Bodenfeuchte messbar. ?Trotz extremer Trockenheit konnten wir erwartbare Zersetzungsraten messen. Die mikroklimatischen Unterschiede zwischen Waldlücken und geschlossenen Best?nden waren offenbar nicht gro? genug, um die Bodenaktivit?t ma?geblich zu beeinflussen.“  Dies sei vorerst ein beruhigendes Ergebnis, so die Autorin, da sowohl erh?hte als auch verringerte Zersetzungsraten negative Auswirkungen auf das ?kosystem haben k?nnen.

Die Erkenntnisse dieser Studie verdeutlichten die komplexen Wechselwirkungen zwischen Waldstruktur, Mikroklima und Bodenprozessen: ?Unsere Ergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um besser zu verstehen, wie W?lder in Zeiten des Klimawandels auf strukturelle Ver?nderungen reagieren“, sagt Lenk. Die Erkenntnisse k?nnen zudem von Bedeutung für Naturschutzma?nahmen sein, die eine partielle ?ffnung des Kronendachs zur F?rderung der Biodiversit?t vorsehen.

Weitere Forschung zu diesen Wechselwirkungen in verschiedenen Waldtypen und die Einbindung von mikroklimatischen Messungen in Waldmonitoring-Programmen sind Lenk zufolge wünschenswert, um nachhaltige Waldmanagementstrategien unter sich ver?ndernden makroklimatischen Bedingungen zu entwickeln.

Originalver?ffentlichung in ?Science of the Total Environment“:

"Effects of canopy gaps on microclimate, soil biological activity and their relationship in a European mixed floodplain forest", DOI: 10.1016/j.scitotenv.2024.173572