Pressemitteilung 2024/039 vom

Kann der Nutzen und Wert von ?kosystemen angemessen bewertet werden? Weltweit suchen derzeit Regierungen dafür neue Ans?tze. Ziel ist es, die Konsequenzen von Naturzerst?rung in politischen Entscheidungsprozessen sichtbarer zu machen. Ein internationales Forschungsteam unter Beteiligung der Universit?t Leipzig hat nun, ursprünglich im Auftrag der britischen Regierung, einen neuen Berechnungsansatz vorgeschlagen. Dieser wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift ?Science“ vorgestellt.

Dienstleistungen der Natur, wie das Filtern von Luft und Wasser, das Best?uben von Nutzpflanzen, der Erholungswert für Menschen oder der Existenzwert von Lebewesen, gehen in teils atemberaubendem Tempo verloren – als Folge von Tier- und Artensterben. Um die Dienstleistungen des ?kosystems besser bemessen zu k?nnen, rechnen Staaten die Dienstleistungen der Natur zum Teil in Geldwerte um. Auf der 10. Weltbiodiversit?tskonferenz in Japan im Jahr 2010 wurde durch die Staatengemeinschaft beschlossen, dass die Staaten die Werte von Biodiversit?t in Planungsprozesse integrieren müssen. 

Die vorhandenen Methoden zur Berechnung der Werte von ?kosystemdienstleistungen berücksichtigen zwar deren heutigen finanziellen Gegenwert, aber nicht, dass die Wertsch?tzung für die Natur mit der Zeit steigt. ?Das bedeutet, dass Entscheidungstr?ger bei der Bewertung ?ffentlicher Investitionen und gesetzlicher ?nderungen insbesondere die zukünftigen Werte von Dienstleistungen der Natur nicht angemessen erfassen. Unsere Studie zeigt, dass dies falsch ist und stellt Regierungen eine Formel zur Verfügung, mit denen die zukünftigen Werte von knappen ?kosystemdienstleitungen abgesch?tzt und in Entscheidungen berücksichtigt werden k?nnen“, so Dr. Martin H?nsel, Juniorprofessor für Inwertsetzung von Natur an der Universit?t Leipzig und Zweitautor der Studie.

Die Wertanpassung wird ma?geblich von zwei Faktoren bestimmt: Zum einen wird das Einkommen und mit ihm der Wohlstand der Weltbev?lkerung sch?tzungsweise um j?hrlich zwei Prozent steigen. Die Bereitschaft der Menschen, mehr Geld in den Erhalt der Natur zu investieren, steigt mit wachsendem Wohlstand. ?Zum anderen werden die Dienstleistungen von ?kosystemen wertvoller, je seltener sie werden“, so Prof. Dr. Moritz Drupp von der Universit?t Hamburg und Erstautor der Studie. ?Dass knappe Güter teurer werden, ist ein fundamentales Prinzip in den Wirtschaftswissenschaften – und es greift auch hier. Denn angesichts der derzeitigen Entwicklung müssen wir leider damit rechnen, dass der Verlust von Biodiversit?t weiter voranschreiten wird.“ 

Unter Berücksichtigung dieser Faktoren muss der Wert von ?kosystemdienstleistungen in heutigen Kosten-Nutzen-Analysen sehr viel h?her angesetzt werden als bisher. Wenn lediglich das steigende Einkommen über die kommenden 100 Jahre berücksichtigt wird, müsste der Wert um über 130 Prozent steigen. Noch einmal h?her f?llt die Wertanpassung für schrumpfende ?kosysteme aus. 

Wichtig ist, dass Regierungen die Konsequenzen ihrer Beschlüsse angemessen einsch?tzen k?nnen, da diese die Entwicklung sowohl positiv, wie auch negativ beeinflussen k?nnen. Dabei soll die neue Methode helfen. Entwickelt hat sie ein Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Gro?britannien, Frankreich, D?nemark, den Niederlanden, Norwegen, Schweden und den USA unter Beteiligung von zwei Autoren der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakult?t der Universit?t Leipzig, Prof. Dr. Martin Quaas und Jun.-Prof. Dr. Martin H?nsel. ?Unsere Studie gibt der ?konomischen Nachhaltigkeitsforschung als zentralem Pfeiler des Zukunftskonzepts unserer Fakult?t Rückenwind. Neben der wissenschaftlichen Fundierung geben wir au?erdem konkrete Empfehlungen für die ?konomische Bewertung von Natur in der Praxis“, so H?nsel.  Das Team ber?t unter anderem das britische Finanzministerium, das Wei?e Haus in den USA und das Umweltbundesamt in Deutschland. 

Originalver?ffentlichung in "Science":

“Accounting for the increasing benefits from scarce ecosystems” doi: 10.1126/science.adk2086

Jun.-Prof. Dr. Martin H?nsel ist einer von rund 200 Expert:innen der Universit?t Leipzig, auf deren Fachwissen Sie in unserem Expert:innen-Netzwerk zurückgreifen k?nnen.