Pressemitteilung 2024/064 vom

Die Erdsystemwissenschaftlerin Dr. Ana Bastos wird ab 1. Mai 2024 an der Universit?t Leipzig das Institut für Erdsystemforschung und Fernerkundung verst?rken. In ihrer Forschung verknüpft die künftige Professorin für Land-Atmosph?ren-Interaktionen Atmosph?renforschung, ?kologie und Biogeochemie. Dabei untersucht sie unter anderem die Wechselwirkungen zwischen Land und Atmosph?re, die Auswirkungen von Klimaextremen auf die ?kosystemdynamik sowie die St?rungen von ?kosystemen. Im Interview gibt sie Einblicke in Ihre aktuelle Forschung und erz?hlt, welche Pl?ne sie für Ihre Zeit in Leipzig hat.

Mit Ihrem ERC Starting Grant ?Forest Vulnerability to Compound Extremes and Disturbances in a Changing Climate“ (ForExD), einer hochdotierten fünfj?hrigen F?rderung des Europ?ischen Forschungsrats (ERC), untersuchen Sie, wie anf?llig W?lder gegenüber extremen Ereignissen und Sch?den im Zusammenhang mit dem Klimawandel sind. Auch in Mitteldeutschland sind die Sch?den der W?lder unübersehbar. Was untersuchen Sie hier konkret und was haben Sie dabei schon herausgefunden?

Ziel des ForExD-Projekts ist es, besser zu verstehen, wie Wetter- und Klimaextreme mit Waldst?rungen wie Br?nden, Insektenausbrüchen oder dürrebedingtem Baumsterben zusammenh?ngen. In den letzten ein bis zwei Jahrzehnten haben wir viele überraschende St?rungen erlebt, die mit Wetterextremen zusammenh?ngen, zum Beispiel Megabr?nde von Australien bis Alaska oder das Baumsterben in Mitteleuropa nach der Sommerdürre im Jahr 2018. Ich bin an drei Fragen interessiert: Wie hat der Klimawandel zu diesen Ereignissen beigetragen, warum sind manche W?lder anf?lliger für Extreme als andere und was bedeutet das für den Klimaschutz? Bei der Baumsterblichkeit in Mitteleuropa und damit auch Mitteldeutschland haben wir zum Beispiel gezeigt, dass die nicht nur auf die Dürre von 2018 zurückzuführen ist, sondern auf die Folgen von drei aufeinanderfolgenden hei?en und trockenen Sommern von 2018 bis 2020, die sich gegenseitig verst?rkt haben. In einigen L?ndern wie Tschechien haben diese Auswirkungen dazu geführt, dass die W?lder mehr Kohlenstoff in die Atmosph?re abgeben anstatt ihn aufzunehmen. Das ist besorgniserregend, da viele Ma?nahmen zur Bek?mpfung des Klimawandels stark von intakten W?ldern abh?ngen.

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach Klimaextreme bei der Ver?nderung der Dynamik des Kohlenstoffkreislaufs, und wie k?nnen wir uns besser darauf vorbereiten?

Derzeit absorbieren die W?lder fast 25 Prozent der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen. Aber wir sehen auch, dass Wetter- und Klimaextreme zu gro?en Kohlenstoffverlusten führen k?nnen, die in einigen F?llen nicht sofort durch eine anschlie?ende Regeneration ausgeglichen werden. Angesichts der letzten extremen Ereignisse gibt es starke Anzeichen dafür, dass die Speicherung von weiterem Kohlenstoff in W?ldern bald durch die zunehmenden St?rungsereignisse gef?hrdet werden k?nnte. Allerdings k?nnen wir diese komplexen Wechselwirkungen noch nicht modellieren, was bedeutet, dass es eine Rückwirkung zum Klimawandel geben kann, die wir in unseren Prognosen noch nicht vollst?ndig erfassen.

Welche Pl?ne haben Sie für Ihre Forschung und Lehre an der Universit?t Leipzig? In welche vorhandenen Netzwerke und Projekte werden Sie eingebunden sein?

An der Universit?t Leipzig bin ich daran interessiert, meine Arbeit an der Schnittstelle von Klimawissenschaften und ?kologie zu entwickeln. Die Vegetation reguliert den Energie-, Wasser- und Kohlenstoffaustausch zwischen Land und Atmosph?re und tr?gt somit zur Regulierung des Klimasystems bei. Gleichzeitig wird sie selbst vom Klima beeinflusst. Mein Ziel an der Universit?t Leipzig ist es, diese bidirektionalen Wechselwirkungen weiter zu erforschen und insbesondere mit meiner Lehre die n?chste Generation von Wissenschaftler:innen für die damit verbunden Fragen zu begeistern. Ein spannender Antrag für einen Sonderforschungsbereich mit dem Namen ?Biodiversity Buffers for Climate extremes“, den wir soeben verteidigt haben, zielt zum Beispiel darauf ab, zu verstehen, wie die biologische Vielfalt dazu beitragen k?nnte, ?kosysteme widerstandsf?higer gegen Wetter- und Klimaextreme zu machen oder sogar die Ereignisse selbst abzuschw?chen. Eine Herausforderung besteht darin, dass solche Studien Wissenschaftler:innen aus vielen verschiedenen Disziplinen zusammenbringen müssen. In unserem Exzellenzclustervorhaben ?Breathing Nature“ ist dies noch komplexer, da wir hier auch mit verschiedenen Bereichen aus den Gesellschaftswissenschaften zusammenarbeiten. Die Universit?t Leipzig ist aufgrund ihrer weithin sichtbaren starken Profilbildung in der Erdsystemforschung mit Fokus auf Atmosph?re, Biosph?re und deren Wechselwirkungen in einer einmaligen Position, um dies zu erreichen. Ich freue mich sehr, Teil dieser spannenden Entwicklungen zu sein und unser neu ausgerichtetes Institut für Erdsystemwissenschaft und Fernerkundung nun mitgestalten zu k?nnen, insbesondere die Studierenden auf dieser Reise mitzunehmen.