Pressemitteilung 2020/054 vom

Rechtsextremismus, Gewaltbereitschaft, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit und Verschw?rungsmentalit?t - W?hler der AfD zeigen in allen Bereichen antidemokratischer Einstellungen deutlich h?here Zustimmungswerte als die Anh?nger anderer Parteien. Das geht aus einer am (heutigen) Dienstag (25. Februar 2020) ver?ffentlichten, repr?sentativen Studie des Kompetenzzentrums für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universit?t Leipzig hervor. Im Rahmen der Leipziger Autoritarismus-Studien befragten die Forscher von Mai bis Juli 2018 insgesamt 2.344 Personen im Alter zwischen 18 und 91 Jahren zu ihren politischen Einstellungen. Sie fanden unter anderem heraus, dass bei W?hlern der AfD ein h?herer tradierter Antisemitismus zu finden ist. Zudem seien in keiner anderen W?hlergruppe rechtsextreme Einstellungen und Muslimfeindschaft weiter verbreitet als unter den W?hlern dieser Partei, sagt der Leiter der Studie, PD Dr. Oliver Decker.

Aus den Ergebnissen lasse sich ableiten, dass ein Gro?teil der Anh?nger die AfD nicht trotz, sondern wegen ihrer antidemokratischen Positionen w?hle, erg?nzt die an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin Julia Schuler. Jene Bundesbürger, die zwar schon lange extrem rechte Einstellungen teilten - sei es Chauvinismus, Befürwortung einer Diktatur, Antisemitismus oder Ausl?nderfeindlichkeit - aber bis 2014 SPD oder CDU w?hlten, stimmten jetzt für eine Partei, die eine Programmatik entsprechend ihrer Einstellung umsetzt. Sie h?tten in der AfD eine politische Heimat gefunden, so Decker. ?Vor dem Hintergrund der Ereignisse der letzten Monate ist diese klare Positionierung gegen den demokratischen Zusammenhalt mit Sorge zu betrachten“, betont der Rechtsextremismusforscher. Die Ermordung des hessischen Politikers Walter Lübcke, das Attentat auf die Synagoge in Halle und die anschlie?enden Morde, wie auch der jüngste rassistische Terroranschlag in Hanau mit zehn Ermordeten seien durch dieselbe rechtsextreme Ideologie der Ungleichwertigkeit motiviert gewesen.

Konkret fanden die Forscher heraus, dass AfD-Anh?nger nicht nur mehrheitlich chauvinistischen und ausl?nderfeindlichen Aussagen zustimmten, sondern viele von ihnen auch eine rechtsautorit?re Diktatur bevorzugten und Demokratie ablehnten. Die Wissenschaftler, unter ihnen auch ein Forscher der Universit?t Siegen, bescheinigten ihnen zudem ein hohes Ma? an Antisemitismus, Sozialdarwinismus sowie einen ?ausgepr?gten Hang zur Verharmlosung des Nationalsozialismus“. 80,6 Prozent der AfD-W?hler h?tten angegeben, sich durch ?die vielen Muslime“ fremd im eigenen Land zu fühlen. Mehr als 70 Prozent finden, Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden. Ein Gro?teil stellte triftige Asylgründe wie Verfolgung im Heimatland infrage. Zudem war der Umfrage zufolge jeder fünfte AfD-Anh?nger bereit zur Anwendung k?rperlicher Gewalt, um eigene Interessen durchzusetzen. Mehr als die H?lfte der AfD-W?hler findet Ressentiments gegen Juden mindestens teilweise verst?ndlich. ?Bei keiner anderen Partei nutzen die Anh?nger so offen die M?glichkeit, ihren Antisemitismus zu ?u?ern“, erl?utert der ebenfalls an der Auswertung beteiligte Soziologe Dr. Johannes Kiess von der Universit?t Siegen. ?ber ein Drittel der AfD-W?hler befürchteten, dass hinter politischen und sozialen Ereignissen in der Welt geheime Organisationen mit gro?em Einfluss stecken. Decker betont, dass "erschreckend viele W?hler der AfD diese Verschw?rungsmentalit?t und antidemokratische Einstellungen teilen".

"Dass diese Motive in einigen Teilen der Bev?lkerung geteilt werden, diese eine parlamentarische Repr?sentanz haben und damit auch als legitim erfahren werden, macht das Risiko weiterer rassistischer Terroranschl?ge gro?“, warnt Decker. Er und seine Kollegen sehen die Vertreter der AfD in der Verantwortung, sich sowohl inhaltlich, als auch in der Rhetorik für den demokratischen Zusammenhalt in einer pluralen und liberalen Demokratie einzusetzen.