Pressemitteilung 2024/142 vom

Pollen spielen nicht nur eine Rolle bei Allergien, sondern beeinflussen auch das lokale Wetter. Besonders im Frühling, wenn gro?e Mengen freigesetzt werden, tragen sie zur Eisbildung in Wolken bei, was den Regen verst?rken kann. Eine aktuelle Studie unter Federführung des Instituts für Meteorologie der Universit?t Leipzig belegt dies erstmals au?erhalb des Labors.

Boden- und Satellitenbeobachtungen in den USA zeigen, dass erh?hte Pollen-Konzentrationen im Frühling zu einem Anstieg des Eisanteils in Wolken führen und die Niederschlagsh?ufigkeit erh?hen – bereits bei Temperaturen zwischen minus 15 und minus 25 Grad. ?Das best?tigt Laborergebnisse, die zeigen, dass Pollen als Kristallisationskeime die Gefriertemperatur von Wasser in Wolken beeinflussen und die Niederschlagsbildung f?rdern“, erkl?rt der Meteorologe Dr. Jan Kretzschmar, Erstautor der Studie. Ohne diese sogenannten ice nucleating particles (INP) gefriert Wasser in Wolken erst bei Temperaturen unter minus 38 Grad. ?Im Exzellenzcluster-Vorhaben ?Breathing Nature‘ haben wir uns deshalb gefragt, ob der Effekt auch au?erhalb des Labors nachweisbar ist und wie Klimawandel und Biodiversit?tsverlust ihn beeinflussen“, erg?nzt Mitautor Prof. Dr. Johannes Quaas, Professor für Theoretische Meteorologie an der Universit?t und Sprecher des ?Breathing Nature“-Konsortiums.

Regionale und saisonale Bedeutung

Auf globaler Ebene ist der Einfluss von Pollen auf die Eisbildung im Vergleich etwa zu Staub zwar eher gering, aber auf regionaler und saisonaler Ebene von Bedeutung. Insbesondere im Frühling werden gro?e Mengen Pollen freigesetzt, die in die Atmosph?re aufsteigen und in kalte Luftschichten gelangen. Kretzschmar erl?utert: ?Pollen verweilen wegen ihrer Gr??e nur kurz in der Atmosph?re. Unsere Studie hebt die Bedeutung von Pollenbruchstücken hervor, die entstehen, wenn Pollen in feuchter Umgebung aufplatzen. Diese kleineren Partikel bleiben l?nger in der Luft und k?nnen in ausreichender Menge in kalte atmosph?rische Schichten gelangen, wo sie die Eisbildung ausl?sen.“

Klimawandel verst?rkt den Pollen-Effekt – Biodiversit?t als entscheidender Faktor

Der vom Menschen verursachte Klimawandel verschiebt den Beginn der Pollensaison, verl?ngert diese und erh?ht die Pollenkonzentrationen in der Luft. Diese Trends werden sich voraussichtlich bis zum Ende des Jahrhunderts verst?rken, was zu h?ufigeren und intensiveren lokalen Niederschl?gen führen k?nnte.

Ein weiterer Aspekt der Studie ist die Bedeutung der biologischen Vielfalt. Mehrere Pflanzenarten sto?en zur gleichen Zeit im Frühling gro?e Mengen Pollen aus, was die Wolkenbildung und die Menge an Eispartikeln in der Atmosph?re beeinflusst. Diese Wechselwirkungen verlangen nach weiterer Forschung, um die Rolle von Pollen in der Klimaentwicklung besser zu verstehen und in zukünftige Klimamodelle zu integrieren. ?Wenn wir den Effekt von Pollen und dessen Wechselwirkungen mit dem Klima korrekt simulieren, werden wir auch genauere Vorhersagen treffen k?nnen“, so Kretzschmar.

Originaltitel des Papers bei IOPscience:

From trees to rain: enhancement of cloud glaciation and precipitation by pollen DOI 10.1088/1748-9326/ad747a

An der Studie waren das Institut für Meteorologie der Universit?t Leipzig, das Leibniz-Institut für Troposph?renforschung, das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und das Max-Planck-Institut für Biogeochemie beteiligt.