Pressemitteilung 2024/045 vom

Eine neues Verbundprojekt wird in den kommenden vier Jahren die Zusammenh?nge zwischen Waldbr?nden und Klimawandel erforschen. Der Leibniz-WissenschaftsCampus ?Rauch und Bioaerosole im Klimawandel“ bündelt dazu die Expertise in der Atmosph?ren- und Biodiversit?tsforschung der Universit?t Leipzig, zu Aerosolen, Wolken und atmosph?rischen Prozessen vom Leibniz-Institut für Troposph?renforschung (TROPOS), zu Biomasse-Verbrennung vom Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) und zu Wasser- und Energiekreisl?ufen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).

Leibniz-WissenschaftsCampi dienen der strategischen Vernetzung von Leibniz-Instituten mit Universit?ten und weiteren Kooperationspartnern in der Region unter einem thematischen Fokus.

Die Leibniz-Gemeinschaft f?rdert diese Kooperationen für maximal acht Jahre. Der neue Leibniz-WissenschaftsCampus unter Leitung des TROPOS ist bereits der zweite dieser Art in Leipzig: Seit 2016 werden beim WissenschaftsCampus ?Eastern Europe – Global Area (EEGA)“ unter Leitung des Leibniz-Instituts für L?nderkunde (IfL) und ebenfalls mit der Universit?t Leipzig Globalisierungsprozesse im ?stlichen Europa untersucht.

Wechselwirkungen zwischen der Atmosph?re und der Biosph?re sind unzureichend verstanden, insbesondere im Zusammenhang mit dem raschen Wandel des Klimas. Dürren durch h?ufigere Klimaextreme erh?hen das Risiko von Waldbr?nden. Solche Br?nde und die dabei entstehenden Rauchpartikel und Gase haben Auswirkungen auf die Luftqualit?t, die Strahlungsbilanz der Erde und Vegetationsmuster in betroffenen Regionen.

Waldbr?nde und daraus resultierende Vegetationsver?nderungen beeinflussen auch die Emission von prim?ren biologischen Aerosolpartikeln, die sich aufgrund ihrer Eigenschaften auf die Bildung von Wolkentr?pfchen, Wolkeneis und Niederschlag auswirken k?nnen. Das Verst?ndnis der Zusammenh?nge zwischen der Art der Vegetation, der Emission von Rauch und den prim?ren biologischen Aerosolpartikeln sowie der atmosph?rischen Verteilung dieser Partikel und Gase ist auch eine der Voraussetzungen zum Verst?ndnis von künftigen Ver?nderungen in der Atmosph?re. 

Um die Prozesse in dem vernetzten System Atmosph?re-Klima-Vegetation erforschen zu k?nnen, ist eine Kombination von Fachwissen aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen erforderlich. Der Leibniz-WissenschaftsCampus ?Rauch und Bioaerosole im Klimawandel“ (LSC BioSmoke) bündelt daher die herausragende Expertise der beteiligten Partner, um die Steuerungsfaktoren und die Auswirkungen der Freisetzung von Aerosolpartikeln aus der Vegetation zu kl?ren. 

Verbrennungsexperimente und Daten aus Messkampagnen

Zu diesem Zweck umfassen die Projekte Verbrennungsexperimente im Labor, Feldmessungen von Aerosoleigenschaften im Zusammenhang mit Vegetationsfeuern und die Fernerkundung und Modellierung von Partikelemission, -transport und atmosph?rischen Auswirkungen. Der Verbund kann dazu auch auf umfangreiche Daten aus Messkampagnen des deutschen Forschungsflugzeugs HALO zurückgreifen, das die Rauchfahnen von Waldbr?nden in Südamerika, Asien, Australien und Europa untersucht hat – zuletzt w?hrend der HALO-Mission CAFE-Pacific im Januar/Februar 2024. 

Aber auch neue Messkampagnen planen die Forschenden aus Leipzig, so zum Beispiel für Sommer 2025 ein Feldexperiment in Spanien. Dieses findet in enger Kooperation mit der Universit?t Castilla-La Mancha statt, die auf bestimmten Feldern in Kastilien zweimal im Jahr kontrollierte Br?nde durchführt und untersucht. 

?Vegetationsbr?nde werden seit langem auf dem Gebiet der Feuer?kologie untersucht. Ebenso besch?ftigt sich die Atmosph?renforschung seit vielen Jahren mit den Auswirkungen von Aerosolen, wie Rauchpartikeln, auf Klima und Wetter. Bisher haben beide Disziplinen weitgehend getrennt voneinander gearbeitet. Durch die Bündelung von Expertisen in den Atmosph?ren- und Vegetationswissenschaften, die derzeit in verschiedenen Forschungseinrichtungen in Leipzig angesiedelt ist, soll mit dem geplanten Leibniz ScienceCampus ein regionaler Forschungsverbund mit gro?er Sichtbarkeit entstehen. Die interdisziplin?re Untersuchung von feuerbedingten Emissionen, atmosph?rischem Transport und Klimaprozessen wird dazu beitragen, die Auswirkungen und Wechselwirkungen von Aerosolpartikeln aus der Vegetation besser zu verstehen“, erkl?rt Professorin Dr. Ina Tegen vom TROPOS und der Universit?t Leipzig, die Sprecherin des neuen WissenschaftsCampus ist.

Die Forschenden wollen die Wirkungen über drei Teilprojekte erfassen: Zum einen werden die Eigenschaften von Rauchpartikeln bei der Verbrennung unterschiedlicher Pflanzenarten unter kontrollierten Laborbedingungen sowie Alterungsprozesse unter Feldbedingungen untersucht. Des Weiteren werden der atmosph?rische Transport und die Ver?nderungen der Partikel über Prozess- und Transportmodellierung erforscht. Und schlie?lich sollen die Auswirkungen auf Strahlung, Wolken und Vegetation aus Satellitenbeobachtungen und durch Fernerkundung vom Boden aus abgeleitet werden.

Das Konsortium kann sich dabei auf eine umfangreiche Infrastruktur stützen: von Atmosph?renkammern wie der ACD-Chamber und Laboren zur Verbrennung verschiedener Biomassenarten über mehrere experimentelle Plattformen und Observatorien wie der Forschungsstation Melpitz bei Torgau oder dem Lidarnetzwerk PollyNet bis hin zum Forschungsflugzeug HALO oder globalen Vegetationsdatenbanken wie TRY und sPlot. 

?ber den neuen Leibniz-Wissenschaftscampus hinaus etabliert sich in Leipzig seit einiger Zeit die interdisziplin?re Forschung zur Verbindung von Biodiversit?t und Klimawandel.

Rektorin Prof. Dr. Eva Inés Obergfell

?Ich freue mich sehr, dass nach ?Eastern Europe – Global Area‘ nun ein zweiter Leibniz-WissenschaftsCampus in Leipzig beheimatet sein wird. Bei der Erforschung des Komplexes Wolken – Aerosol – Strahlung und der Biodiversit?t z?hlen Institutionen wie das TROPOS, unser Institut für Meteorologie und das iDiv zur internationalen Spitze. Ihre Zusammenarbeit wird weiter vertieft. ?ber den neuen Leibniz-WissenschaftsCampus hinaus etabliert sich in Leipzig seit einiger Zeit die interdisziplin?re Forschung zur Verbindung von Biodiversit?t und Klimawandel. Unter den Verbundprojekten ist auch ein geplanter Exzellenzcluster im Rahmen der Exzellenzstrategie des Bundes und der L?nder“, unterstreicht Professorin Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universit?t Leipzig.

Leibniz-WissenschaftsCampi erm?glichen Leibniz-Instituten und Universit?ten die Zusammenarbeit bei einem Thema im Sinne einer regionalen Partnerschaft. Ziel ist es, Netzwerke zu schaffen, um den jeweiligen Forschungsbereich weiter zu entwickeln und das wissenschaftliche Umfeld zu st?rken. Leibniz-WissenschaftsCampi betreiben strategische Forschung, bef?rdern Interdisziplinarit?t, machen den jeweiligen Standort sichtbar und st?rken sein Forschungsprofil. Die gef?rderten Vorhaben sollen sich nicht nur durch ihre besondere wissenschaftliche Qualit?t auszeichnen, sondern auch durch ihre gesellschaftliche Relevanz. Das Budget von rund 900 000 Euro pro Jahr wird in der Regel zu je einem Drittel von der Leibniz-Gemeinschaft, der Universit?t sowie dem antragstellenden Leibniz-Institut getragen. Bei positiver Begutachtung nach der ersten F?rderphase von vier Jahren k?nnen Leibniz-WissenschaftsCampi verl?ngert und weitere vier Jahre lang gef?rdert werden.