Pressemitteilung 2022/119 vom

Ein ?gyptisch-deutsches Grabungsteam hat bei gerade abgeschlossenen Ausgrabungen im Nordosten Kairos bedeutende Zeugnisse aus der Geschichte der Tempelstadt Heliopolis gefunden. Hierzu geh?rt das Fundament einer Nord-Süd verlaufenden Kalksteinmauer, die ca. 55 Meter westlich des noch aufrechtstehenden Obelisken von Heliopolis entdeckt wurde. Eine genaue zeitliche Einordnung der Mauer steht noch aus. Es wurden allerdings in dieser Mauer verbaute Fragmente eines Schreins des K?nigs Takelot I. (887–874 v. Chr.) gefunden. Dadurch wird eine Datierung nach dessen Regierung nahegelegt. Neben ?gyptischen Beh?rden war auch ein Team aus Studierenden und Wissenschaftler:innen der Universit?ten Leipzig und Pisa beteiligt.

Wenige Meter westlich dieser Mauer konnten Fragmente eines Geb?udes aus hell-beigem silifiziertem Sandstein geborgen werden. Aufgrund einiger weniger Inschriften, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um ein Tempel-Geb?ude der 26. Dynastie (664–525 v. Chr.) handelt. ?Die Funde unserer Grabung im Frühjahr 2022 bezeugen ein reges k?nigliches Investment im Tempel von Heliopolis über verschiedene Zeiten der ?gyptischen Geschichte hinweg“, sagt Prof. Dr. Dietrich Raue, Kustos des ?gyptischen Museums der Universit?t Leipzig, der in Kairo mit vor Ort war.

Weitere Funde belegen die k?nigliche Baut?tigkeit aus früheren Zeiten der ?gyptischen Geschichte, wie eine Inschrift des K?nigs Pepi I. (ca. 2276–2228 v. Chr.) aus Rosengranit. Architektur-Teile aus der Zeit des K?nigs Cheops (um 2500 v. Chr.) sind ebenfalls gefunden worden. Unklar ist derzeit noch, ob diese einem Bauprojekt des K?nigs im Tempel von Heliopolis zuzuordnen sind oder ob sie aus dessen Pyramidenbezirk in Giza stammen und wiederverwendet wurden. 

Auch Statuenfragmente von K?nigen des Mittleren Reiches wie Amenemhat II. (1878–1843 v. Chr.) sowie von K?nigen des Neuen Reichs wie Thutmosis III. (1479–1425 v. Chr.), Amenophis II. (1425–1400 v. Chr.), Amenophis III (1390–1353 v. Chr.), Haremhab (1319–1292 v. Chr.), Ramses II. (1279–1213 v. Chr.) konnten gefunden werden. Bei den Statuenfragmenten handelt es sich zu einem Gro?teil um Sphingen. Fragmente eines Models von Miniatursphingen, gestiftet von Amenophis II., z?hlen ebenfalls zu den neuen Entdeckungen. Darüber hinaus konnten auch Fragmente von G?tter-Schreinen verschiedener K?nige, aus Stein gearbeitet, gefunden werden, wie die eines Schreins Sethos‘ I. (1290–1279 v. Chr.), Osorkons I. (922–888 v. Chr.) und Psammetichs I. (664–610 v. Chr.). Ein Sockel des K?nigs Amasis (570–525 v. Chr.) aus silifiziertem Sandstein geh?rt ebenfalls zu den geborgenen Objekten. 

Die ?gyptisch-deutsche Unternehmung, an der auch Forschende und Studierende des ?gyptologischen Instituts / ?gyptischen Museums – Georg Steindorff der Universit?t Leipzig beteiligt waren, stand unter der Leitung von Dr. Aiman Ashmawy vom ?gyptischen Ministerium für Tourismus und Antiken und apl. Prof. Dr. Dietrich Raue, Kustos des ?gyptischen Museums der Universit?t Leipzig, in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kai-Christian Bruhn vom Institut für raumbezogene Informations- und Messtechnik der Hochschule Mainz sowie in Kooperation mit der Universit?t Pisa. Die Grabungskampagne wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), der Donation Eckhard Sambach, dem ?gyptologie-Forum der Universit?t Zürich und weiteren Einzelspendern erm?glicht.