Herr Prof. Schmitz, wie ist die Idee zu diesem Projekt entstanden?
Die Berichte aus der Ukraine bewegen uns hier in der Hochschulambulanz auch sehr. Viele der geflüchteten Kinder und Jugendlichen sind durch die Erfahrungen des Kriegs und der Flucht psychisch belastet oder traumatisiert. Deshalb wollten wir einen qualifizierten Beitrag leisten und unsere Expertise einbringen. Wir haben einen Flyer in deutscher und ukrainischer Sprache erstellt und diesen in Leipziger Beratungsstellen verteilt und in verschiedenen Netzwerken ver?ffentlicht. Daraufhin haben sich Eltern bei uns gemeldet. Zwei unserer Therapeutinnen beginnen nun in der kommenden Woche mit der ersten Gruppe.
Welche Ziele haben Sie sich für das Projekt gesetzt?
Wir m?chten Kindern aus der Ukraine in einem sicheren geschützten Rahmen mit kreativ-künstlerischen Elementen die M?glichkeit geben, belastende Gefühle, Erlebnisse oder Gedanken auszudrücken, ihnen kleine Alltagshilfen an die Hand geben, die ihnen Sicherheit geben und sie in ihrem aktuellen Lebensalltag st?rken. Dabei werden wir vor allem mit kreativen Elementen wie Farben oder Modelliermasse arbeiten, um den Kindern einen m?glichst sprachfreien Zugang zu erm?glichen.
Wie verst?ndigen sich die Therapeutinnen mit den Kindern?
Wir arbeiten mit zwei professionellen Sprachmittler:innen zusammen, die sensibel ins Ukrainische übersetzen und uns den gesamten Zeitraum über begleiten. Wir gehen davon aus, dass die Kinder psychisch sehr belastet sind, denn sie haben den Krieg und die unmittelbare Bedrohung, m?glicherweise auch den Tod eines nahen Angeh?rigen erlebt. Das belastet vor allem Kinder nachhaltig.
Wie wird das Projekt finanziert?
Es ist noch unklar, wie wir das finanzieren. Die geflüchteten Kinder haben noch keine Krankenversicherung. Also werden wir das erst einmal vorfinanzieren und hoffen, sp?ter zumindest einen Teil über die Krankenkasse abrechnen zu k?nnen.
Wollen Sie das Projekt fortführen?
Wir würden sehr gerne danach eine weitere Gruppe bilden. Dafür muss aber die Finanzierung erst einmal gekl?rt sein. Es steht au?er Frage, dass wir viel mehr solcher Angebote brauchen. Der Bedarf ist sehr, sehr gro?. Wir wollen mit unserem Projekt andere therapeutische Einrichtungen dazu anregen, auch solche Angebote zu erm?glichen und zeigen, dass es geht. In verschiedenen Netzwerken sind wir im Austausch mit Kolleg:innen und geben unsere Erfahrungen an sie weiter.