Pressemitteilung 2019/094 vom

Die Alexander von Humboldt-Stiftung verleiht am Donnerstag (9. Mai) Prof. Dr. Jens Meiler in Berlin die hochdotierte Alexander von Humboldt-Professur. Der 44-J?hrige z?hlt zu den weltweit renommiertesten Forschern auf dem Gebiet der computergestützten Wirkstoffentwicklung. Er modelliert mithilfe von digitalen Simulationen und künstlicher Intelligenz Proteine, die attraktive Ansatzpunkte für eine Vielzahl von Medikamenten bilden. Ab Januar 2020 wird er an der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Leipzig die Pharmazeutische Chemie verst?rken.

Die Alexander von Humboldt-Professur ist mit fünf Millionen Euro der h?chstdotierte Forschungspreis Deutschlands. Die Auszeichnungen werden am Donnerstagabend durch die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, und den Pr?sidenten der Alexander von Humboldt-Stiftung, Prof. Dr. Hans-Christian Pape, verliehen. Seit 2008 vergibt die Stiftung Auszeichnungen an weltweit führende und im Ausland t?tige Forscher. Deutsche Hochschulen k?nnen sie dann berufen und ihnen so international konkurrenzf?hige Bedingungen für zukunftsweisende Forschung bieten.

Gallionsfigur an der Schnittstelle von Medizin, Lebenswissenschaften und Informatik
Mit Prof. Dr. Jens Meiler ist der Universit?t Leipzig die erste Berufung einer Professur für Pharmazeutische Chemie innerhalb einer Medizinischen Fakult?t in Deutschland gelungen. Prof. Meiler wird ein neues Institut zur Wirkstoffentwicklung aufbauen. Dort sollen im Computer entworfene Moleküle hergestellt und getestet werden. Ziel ist es, die biomedizinische Grundlagenforschung an der Universit?t Leipzig mit der angewandten Forschung an der Medizinischen Fakult?t weiter zu verzahnen. Rektorin Prof. Dr. Beate Schücking würdigt den Wissenschaftler: ?Jens Meiler wird an unserer Universit?t die Pharmazie, die Lebenswissenschaften, die Informatik und die Medizin enger zusammenbringen. Er wird eine Gallionsfigur in diesem interdisziplin?ren Bereich sein und herausragende Forschung auf dem Gebiet der Wirkstoffentwicklung erm?glichen. Zugleich kann die Universit?t mit ihm die internationale Sichtbarkeit im Bereich der Lebenswissenschaften weiter erh?hen.“ Nach dem Philosophen Prof. Dr. James Conant und dem Altphilologen und Informatiker Prof. Dr. Gregory Ralph Crane kommt mit Meiler nun die dritte Humboldt-Professur an die Universit?t. ?Unsere Studierenden werden natürlich davon profitieren. Sie haben zukünftig die Chance, in ihrem Studium – seien es Vorlesungen oder Laborpraktika – die Spitze der Forschung kennenzulernen und mitzuwirken“, erg?nzt der Dekan der Medizinischen Fakult?t, Prof. Dr. Christoph Josten.

Computeralgorithmen berechnen Struktur von Proteinen zur passgenauen Wirkstoffentwicklung
Jens Meilers Forschungsinteresse gilt der Entwicklung von Computeralgorithmen, welche nicht nur die Wirkstoffentwicklung beschleunigen k?nnen, sondern auch zur Entwicklung ma?geschneiderter Medikamente beitragen. Hierzu kombiniert Meiler dreidimensionale Strukturmodelle mit Verfahren der künstlichen Intelligenz. Er simuliert am Computer zum Beispiel die Struktur von Rezeptoren, welche attraktive Ansatzpunkte für Medikamente bilden. Die Rezeptoren befinden sich an der Zelloberfl?che und sind wichtig für die Kommunikation der Zelle mit ihrer Umgebung. Ein detailliertes Verst?ndnis des Aufbaus dieser Rezeptoren helfen bei der Entwicklung neuer Medikamente – etwa für Krebs- oder Alzheimerpatienten. Doch diese Rezeptormoleküle sind komplex gefaltet. In digitalen Simulationen spielt Meiler verschiedene Faltungen durch. Seine Algorithmen helfen dabei, die wahrscheinlichste Form des Proteins zu ermitteln und so ein Modell zu erstellen. Die Forscher wissen dann, an welcher Stelle des Moleküls ein Wirkstoff ansetzen sollte, damit er optimal mit dem Rezeptor wechselwirken kann. Danach helfen seine Algorithmen, die geeigneten Wirkstoffe im Computer zu designen, bevor sie im Labor synthetisiert werden.

Vita von Prof. Jens Meiler
Jens Meiler studierte Chemie an der Universit?t Leipzig, promovierte an der Universit?t Frankfurt und wechselte dann als Postdoc an die University of Washington in Seattle. Seit 2005 ist er Professor für Chemie, Pharmakologie und Biomedizinische Informatik an der Vanderbilt University in Nashville (USA), einer Partneruniversit?t der Universit?t Leipzig. Im Jahr 2016 war Prof. Meiler als Gastwissenschaftler an der Universit?t Leipzig t?tig und forschte zusammen mit Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen. 2015 erhielt er den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis der Humboldt-Stiftung. 2017 wurde er in die S?chsische Akademie der Wissenschaften gew?hlt.

Jens Meiler ist einer der führenden Akteure im Profilbereich ?Molekulare und zellul?re Kommunikation in Therapie und Diagnostik“. Die Universit?t Leipzig hat diesen Forschungsschwerpunkt etabliert und weiterzuentwickelt, indem sie renommierte Wissenschaftker auf dem Gebiet der Grundlagenforschung zu G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPCRs) zusammengebracht hat. Jens Meiler wird diese Disziplin über das unmittelbare Forschungsfeld der Universit?t hinaus formen. Dadurch wird die Universit?t Leipzig zu einem Zentrum für GPCR-Forschung, das eng mit der Humboldt-Universit?t zu Berlin zusammenarbeitet.

Ein Videoportr?t von Prof. Dr. Jens Meiler und seiner Forschungsarbeit ist auf der Website der Alexander von Humboldt-Stiftung zu finden.