Pressemitteilung 2022/148 vom

Wissenschaftler aus Leipzig haben eine riesige digitale Karte ver?ffentlicht, welche die ganze Vielfalt des Lebens in tausenden Fotos zeigt. Das sogenannte LifeGate umfasst alle 2,6 Millionen bekannten Arten des Planeten und sortiert diese nach ihrer Verwandtschaft. Die interaktive Karte ist nun für jeden kostenlos nutzbar unter https://lifegate.idiv.de.

Wer wissen will, welche Orte in der N?he Quitos liegen, der sucht auf Google Maps. Wer hingegen sehen will, welche Tiere verwandtschaftlich in der N?he des Erdm?nnchens liegen, der kann auf LifeGate suchen. LifeGate ist eine neue interaktive Karte; keine geografische, sondern eine taxonomische: Zoomt man rein, sieht man Fotos der n?chsten Verwandten einer Art, sei es des Erdm?nnchens oder irgendeiner anderen der 2,6 Millionen bekannten Arten. Zoomt man wieder raus, sieht man, welcher Gruppe (Taxon) die gesuchte Art angeh?rt und welchen anderen Gruppen sie nahesteht. Das Erdm?nnchen zum Beispiel geh?rt zur Familie der Mangusten, welche unter anderem den Schleichkatzen nahestehen.

Die Vielfalt des Lebens in einer Karte

Die Online-Plattform LifeGate zeigt die ganze Vielfalt des Lebens in einer einzigen interaktiven Karte. Diese bildet bereits 420.000 Fotos ab, die Datenbank dahinter umfasst 12 Millionen, vom Pantoffeltierchen bis zum Pandab?ren. Dabei gibt es von manchen Arten viele Fotos, von anderen noch keine. 6000 Bürger:innen weltweit haben dem nicht-kommerziellen Projekt ihre Fotos kostenlos zur Verfügung gestellt. T?glich kommen neue hinzu.

Erschaffer des LifeGates ist Dr. Martin Freiberg, Kustos des Botanischen Gartens der Universit?t Leipzig und Mitglied des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv). ?Ich wollte LifeGate so bauen, dass alle Arten gleichwertig sind, und dass die unglaubliche Vielfalt der Arten wirklich erleb- und begreifbar wird“, sagt Freiberg. 

Neuartige Darstellungsweise

Bei der Erstellung stützte er sich auf die Stammb?ume der Natur: Biolog:innen beschreiben in sogenannten Phylogenien die stammesgeschichtliche Entwicklung und die Verwandtschaftsbeziehungen der Lebewesen. Eingang in LifeGate fanden nur moderne Phylogenien, die bereits auf Basis von DNA-Analysen entstanden sind. 

Normalerweise sind solche Darstellungen auf einzelne Artengruppen beschr?nkt und zeigen beispielsweise nur V?gel oder Fr?sche, nur Begonien, Orchideen oder nur Schmetterlinge. Freiberg führte die Phylogenien erstmals in einer Weise zusammen, dass die verwandtschaftliche Position aller Arten gleichzeitig erkennbar wird. ?Da LifeGate auf keine Gruppe beschr?nkt ist, lassen sich so erstmals überhaupt Beziehungen zwischen Arten darstellen“, sagt er.

Nach elf Jahren endlich ins Licht der ?ffentlichkeit

Seit 2008 hat Freiberg an der LifeGate-Karte gearbeitet – ein Kraftakt, zu dem auch die technische Programmierung der Plattform geh?rte. Nun soll sie endlich ins Licht der ?ffentlichkeit. ?LifeGate hat als wissenschaftliches Erkl?rprojekt für meine Studierenden begonnen“, sagt Freiberg. ?Bilder sind einpr?gsamer als nackte Zahlen und erleichtern den Zugang zum Thema Artenvielfalt. Deshalb fasziniert die Karte auch Amateure und Laien. In den Zoo gehen ja auch nicht nur Biologen.“

Freiberg hat noch viel vor. Zum Beispiel soll man in Zukunft von jeder Art verschiedene Foto-Ansichten w?hlen k?nnen. Vom Erdm?nnchen beispielsweise die Augen oder die Ohren, den Kopf von vorne, von der Seite, den Kot, Fu?abdrücke und so weiter. Auch soll es virtuelle Reisen geben: Wer frisst wen? Wer best?ubt wen? 

Freibergs Vision ist ein ?Google Maps der Artenvielfalt“

Für seine Pl?ne brauchen Freiberg und sein Team nun Unterstützer:innen, vor allem in den Bereichen Programmierung und Projektmanagement und in der weiteren Finanzierung. ?So ist das nicht mehr zu stemmen“, sagt er. Die ?ffentliche Bekanntmachung soll ein erster Schritt sein zum Erreichen von Freibergs Vision: ?In Zukunft startet jede Online-Suche nach Tieren, Pflanzen oder Bakterien bei LifeGate. Es soll das Google Maps der Artenvielfalt werden.“

?brigens: Natürlich gibt auch den Homo sapiens im LifeGate. Wer ihn sucht, findet ein Foto von Martin Freiberg und seiner Tochter. Eines von 2,6 Millionen Feldern auf der riesigen Karte des Lebens – am oberen Rand, halblinks.

Erkunden Sie LifeGate:

https://lifegate.idiv.de
Hinweis: ?ber den quadratischen Button an der linken Seite kann man zwischen Deutsch und Englisch wechseln.

Zwei Erkl?rvideos helfen bei der Navigation:
LifeGate-Einführung (2 min)
LifeGate-Tutorial (4 min) 

Zitation:

Freiberg, M., Reichert, M. (2021). LifeGate. An interactive phylogenetic map.


Gemeinsame Medienmitteilung der Universit?t Leipzig (Botanischer Garten) und des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv)