Pressemitteilung I2024/001 vom

Das regelm??ige Aufsuchen von Palm?lplantagen führt zu einer deutlich erh?hten Sterblichkeitsrate unter jungen Südlichen Schweinsaffen (Macaca nemestrina) in freier Natur. Das zeigt eine neue Studie, die in Current Biology ver?ffentlicht wurde. Die Forscherinnen begründen dies mit einem h?heren Risiko durch Raubtiere und den Menschen. Auch der Kontakt mit potentiell sch?dlichen Chemikalien, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, k?nnte die Entwicklung der jungen Primaten beeintr?chtigen.

Für wildlebende Populationen ist das ?berleben des Nachwuchses entscheidend für den Fortbestand der Art in einer sich ver?ndernden Umwelt. Landwirtschaftliche Fl?chen, die an den tropischen Regenwald angrenzen, k?nnen für Wildtiere Fluch und Segen zugleich sein: W?hrend die Plantagen einen einfachen Zugang zu Nahrung versprechen, bergen sie auch Gefahren, die wahrscheinlich dazu beitragen, dass bei verschiedenen Wildtierarten immer weniger Jungtiere überleben.

Besuch von Palm?lplantagen erh?ht S?uglingssterblichkeit

In einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Universiti Sains Malaysia (USM), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversit?tsforschung (iDiv), der Universit?t Leipzig und des Max-Planck-Instituts für evolution?re Anthropologie (MPI EVA) untersuchten die Wissenschaftlerinnen m?gliche Zusammenh?nge zwischen dem Aufsuchen von Palm?lplantagen zur Futterbeschaffung und einer besonders hohen Kindersterblichkeit, die sie bei wildlebenden Südlichen Schweinsaffen auf der Malaiischen Halbinsel beobachtet hatten. Bei einer Population, die an die Anwesenheit der Forschenden gew?hnt war, verstarben zwischen 2014 und 2023 insgesamt 57 % aller geborenen Jungtiere innerhalb ihres ersten Lebensjahres – das ist deutlich mehr als das, was für andere wildlebende Primatenarten n erfasst wurde.

?ber einen Zeitraum von fast 10 Jahren folgten die Forscherinnen zwei Makakengruppen, die in einer Mosaiklandschaft aus Regenwald und Palm?lplantagen leben. Sie fanden heraus, dass durchschnittlich l?ngere Aufenthaltszeiten in den ?lpalmenplantagen w?hrend des S?uglingsalters die Wahrscheinlichkeit der S?uglingssterblichkeit verdreifachten. Eine m?gliche Erkl?rung dafür ist, dass auf den Plantagen h?ufiger Raubtiere sowie Menschen anzutreffen sind. Auch der Kontakt zu potentiell sch?dlichen Chemikalien wie Pestiziden k?nnte zu der erh?hten Sterblichkeit beitragen.

?Teilweise ist es relativ eindeutig: Jungtiere fallen streunenden Hunden auf den Plantagen zum Opfer, die dort in Rudeln unterwegs sind, oder sie werden von Menschen eingefangen und illegal als Haustiere verkauft“, erkl?rt Dr. Nadine Ruppert von der USM, die die Forschungsstation ins Leben rief und leitet. ?Aber welche Auswirkungen die Behandlung der Monokulturen mit Pestiziden langfristig auf wildlebende S?ugetiere hat, ist weniger offensichtlich und auch kaum untersucht.“

Pestizide k?nnten f?tale Entwicklung beeintr?chtigen

In ihrer Studie konnten die Wissenschaftlerinnen au?erdem zeigen, dass die S?uglingssterblichkeit erh?ht war, wenn die Mutter erstgeb?rend war oder l?ngere Zeit kein Jungtier zur Welt gebracht hatte. Das steht im Gegensatz zu Studien an unbeeinflussten Wildtierpopulationen, denen zufolge die Sterblichkeit bei einem kürzeren Abstand zwischen zwei Geburten erh?ht war. Die Ansammlung oder Aufnahme von Pestiziden im K?rper der Mutter k?nnte hier eine entscheidende Rolle spielen: ?Frühere Ver?ffentlichungen legen nahe, dass bestimmte sch?dliche Substanzen, die in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen, über die Plazenta auf das ungeborene Junge übertragen werden k?nnen. Au?erdem ist bekannt, dass bestimmte fettl?sliche Moleküle über die Muttermilch abgegeben werden“, erkl?rt Erstautorin Dr. Anna Holzner (Universit?t Leipzig, iDiv, MPI EVA und USM). ?Je l?nger sich die Chemikalien also im K?rper der Mutter ansammeln, desto st?rker k?nnten die Auswirkungen auf die f?tale Entwicklung w?hrend der Schwangerschaft und auch w?hrend der Stillzeit sein.“

Die Studie unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf aufgrund der anthropogenen Bedrohung von Tieren in landwirtschaftlich gepr?gten Landschaften. ?Es ist bekannt, dass der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zu einem drastischen Rückgang von Insekten geführt hat. Daher sind chemische Analysen dringend n?tig, um den Einfluss von Pestiziden auf S?ugetiere zu untersuchen“, sagt Seniorautorin Prof. Dr. Anja Widdig (Universit?t Leipzig, MPI EVA und iDiv). ?Unsere Ergebnisse zeigen, dass es unbedingt umweltfreundliche Anbaumethoden braucht, die die Risiken für wildlebende Populationen minimieren – und auch für die Menschen, die in der N?he der Plantagen leben.“

Originalpublikation:

Anna Holzner, Nurul Iza Adrina Mohd Rameli, Nadine Ruppert, Anja Widdig (2024): Agricultural habitat use affects infant survivorship in an endangered macaque species. Current Biology, DOI: 10.1016/j.cub.2023.12.002

Diese Forschungsarbeit wurde u. a. gef?rdert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG; FZT-118).