Pressemitteilung 2022/086 vom

Wie stark wirkt sich die Corona-Pandemie auf die Suizidsterblichkeit aus? Wissenschaftler:innen der Universit?tsmedizin Leipzig haben die Suizidstatistiken, getrennt nach Altersgruppen und Geschlechtern, in drei Bundesl?ndern erhoben. Die positive Nachricht: Trotz der psychischen Belastung der Bev?lkerung in der Pandemie wurde in der Gesamtstichprobe kein Anstieg der Suizide beobachtet.

Es ist die aktuellste und bislang gr??te Datenerhebung zum Thema Suizidsterblichkeit w?hrend der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Wissenschaftler:innen der Universit?tsmedizin Leipzig sowie des Uniklinikums Ulm und der Universit?t Wien haben Suizidtodesf?lle der polizeilichen Kriminalstatistiken in den Bundesl?ndern Sachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein von elf Millionen Einwohnern ausgewertet. Die Forschenden betrachteten die Daten von Anfang 2017 bis Ende 2021, um die Zeitr?ume vor und w?hrend der Pandemie miteinander vergleichen zu k?nnen. Die Ergebnisse wurden aktuell im Deutschen ?rzteblatt ver?ffentlicht. 

Aus der Vergangenheit ist bekannt, dass wirtschaftliche Krisen, Epidemien oder andere Bedrohungsszenarien die Suizidraten der betroffenen Menschen beeinflussen. Im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie wurde daher eine Zunahme von Suiziden befürchtet. ?Unser Ziel war es, belastbare Daten w?hrend der Covid-19-Pandemie zur Verfügung zu stellen - insbesondere zu spezifischen Risiken einzelner Altersgruppen und dem Geschlecht“, sagt Studienleiter PD Dr. med. habil. Daniel Radeloff und fasst einige wichtige Ergebnisse zusammen: ?Insbesondere eine generelle Erh?hung der Anzahl der Suizide ?lterer Menschen im Vergleich zum vorpandemischen Zeitraum, zum Beispiel aus Vereinsamung aufgrund von Kontaktbeschr?nkungen, lie? sich nicht nachweisen. In der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen zeigte sich in unserer Analyse, analog zu Befunden aus Gro?britannien, ebenfalls keine erh?hte Suizidrate.“

Bei den M?nnern sank die Anzahl der Gesamtsuizide im Zeitraum 2020 bis 2021 im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 leicht ab, bei den Frauen war ein leichter Anstieg der Suizide zu verzeichnen. In beiden F?llen war die ?nderung jedoch nicht signifikant. Eine signifikante Reduktion ergab sich hingegen bei den M?nnern für die Altersspanne 81 bis 90 Jahre, ein signifikanter Anstieg für die über 90-J?hrigen. Da die Merkmale m?nnliches Geschlecht und hohes Lebensalter stark mit Suizid assoziiert sind, liegt bei dieser Gruppe ohnehin ein hohes Suizidrisiko vor, erkl?ren die Wissenschaftler:innen.

Dr. Radeloff, kommissarischer Leiter der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters am Universit?tsklinikum Leipzig, betont: ?Ein fortgeführtes Monitoring der Suizidraten erscheint sinnvoll, da auch in den kommenden Monaten und Jahren mit Begleit- beziehungsweise Folgeerscheinungen der aktuellen Krisen zu rechnen ist.“

Originaltitel der Publikation in Deutsches ?rzteblatt:
"Suizide in Deutschland w?hrend der COVID-19-Pandemie", DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0198 

Hinweis: Wir bitten Journalist:innen, den Pressekodex der Deutschen Gesellschaft für Suizidpr?vention zur Ver?ffentlichungen zum Thema Suizidalit?t zu beachten.