Pressemitteilung 2022/067 vom

Die kulturwissenschaftliche Perspektive auf die Ukraine steht im Mittelpunkt einer interdisziplin?ren Ringvorlesung, die sowohl für das Sommersemester, als auch das kommende Wintersemester konzipiert ist. Im Fokus der Veranstaltungen unter dem Motto ?Wir halten es für fahrl?ssig, über uns zu schweigen.“ rücken im Sommersemester die Kultur, Literatur und jüdische Traditionen der Ukraine.

?Insbesondere die Prozesse der kollektiven Identit?tsbildung der Ukraine, die Wahrnehmung der Ukraine durch andere Kulturen und ihre mediale Repr?sentation sind Themen unserer Vorlesungsreihe“, so Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska, Direktorin des Instituts für Slavistik der Universit?t Leipzig. ?Wir wollen mit dieser Ringvorlesung die Forschung zur Ukraine sichtbarer machen, g?ngigen Klischees über die Ukraine entgegentreten und einer breiten ?ffentlichkeit so die M?glichkeit geben, die ukrainische Literatur und Kultur kennenzulernen.“ ?Auch die Rolle des Jüdischen in der Kultur wollen wir sichtbar machen“, erg?nzt Dr. Jan Gerber vom Dubnow-Institut: ?Vor dem Holocaust kam ein Drittel der st?dtischen Bev?lkerung in der Ukraine aus jüdischen Familien; in der kurzlebigen ukrainischen Volksrepublik (1917–1920) war das Jiddische neben dem Ukrainischen und dem Russischen Staatssprache.“

Und schlie?lich hat die gesamte Veranstaltungsreihe eine Botschaft: ?Eine Ringvorlesung ist die Art der Intervention, welche wir als Wissenschaftler:innen am besten leisten k?nnen. Es ist unsere Form des – akademischen – Protests gegen den russischen Angriffskrieg und der Solidarit?t mit der Ukraine“, so Artwinska. Die Veranstalter: innen wollen einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass auch im Sommer- und im Wintersemester noch über die Ukraine gesprochen werde, wenn die ?ffentliche Aufmerksamkeit m?glicherweise schon wieder nachgelassen hat. Und sie würden sich freuen, wenn auch Schüler:innen den einen oder anderen Vortrag besuchen.

Die Ringvorlesung wird durch ein Bild des jüdischen Malers Issachar Ber Ryback (1897–1935) illustriert. Es ist eine avantgardistische Impression über eine Katastrophe, m?glicherweise über ein Pogrom. ?Mit dem Bild wollen wir zeigen, dass die Ukraine nicht nur ein Land der Tradition, sondern auch der Moderne ist. Ber Rybach war ein Vertreter der künstlerischen Avantgarde, die gerade in der Ukraine des frühen 20. Jahrhunderts eine gro?e Ausstrahlungskraft hatte“, hebt Juniorprofessorin Dr. Anna Artwinska hervor.

Den Auftakt der Reihe ?Wir halten es für fahrl?ssig, über uns zu schweigen.“ bildet am 14. April ?Eine Brücke aus Papier – Deutsch-ukrainische Schriftstellertreffen“, Referentin ist Prof. Dr. Kerstin Preiwu? vom Deutschen Literaturinstitut an der Universit?t Leipzig. Die Rektorin der Universit?t, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, wird ein Gru?wort halten, der ukrainische Botschafter in Deutschland, Dr. Andrij Melnyk, ist für diese Veranstaltung angefragt.
 
Ort: Vortragsraum der Bibliotheca Albertina, Beethovenstra?e 6
Zeit: 14. April 2022, 17 Uhr

Für das Sommersemester wird die Ringvorlesung mit einer Podiumsdiskussion mit ukrainischen Wissenschaftler:innen beschlossen. Für das Wintersemester 2022/23 zeichnen das Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des ?stlichen Europa (GWZO) und das Historische Seminar der Universit?t Leipzig verantwortlich.

Die Veranstaltungen zur Ringvorlesung im Sommersemester finden Sie hier.

Hinweis:

?ber ein studentisches ukrainisch-deutsches Austauschprojekt, in dem Studierende aus der Ukraine und Deutschland gemeinsam im Tandem ukrainische Gegenwartsliteratur über den Krieg im Donbas ins Deutsche übersetzten und sich miteinander austauschten, berichtet aktuell das Universit?tsmagazin: "Ukrainische Krisenliteratur und die sich wandelnde Identit?t eines Volkes".