Pressemitteilung 2022/097 vom

Warum treten chronische Entzündungen wie die Schuppenflechte bei Menschen mit Adipositas verst?rkt auf? Expert:innen der Universit?tsmedizin Leipzig haben untersucht, welche Faktoren die Entzündungsreaktionen und die Wundheilung bei ?bergewicht negativ beeinflussen. Sie fanden unter anderem heraus, dass sich eine Ern?hrungsumstellung mit wenig ges?ttigten Fetts?uren positiv auswirkt.

Im Klinikalltag wurde beobachtet, dass chronisch entzündliche Krankheiten, wie zum Beispiel die Schuppenflechte, bei übergewichtigen Menschen früher und verst?rkt auftreten. Zudem sind sie bei Patient:innen mit Adipositas schwerer zu behandeln. Expert:innen der Universit?tsmedizin Leipzig wollten deshalb herausfinden, warum bei übergewichtigen Patienten chronisch-entzündliche Erkrankungen und chronisch nicht-heilende Wunden geh?uft auftreten.  

In einer aktuell in der Fachzeitschrift "Theranostics" ver?ffentlichten Studie haben die Wissenschaftler:innen untersucht, wie die ges?ttigten Fetts?uren dazu beitragen, dass Entzündungen verst?rkt auftreten beziehungsweise die Wundheilung st?ren. Bei einer Entzündung oder Verletzung der Haut werden Gefahrenmoleküle ausgeschüttet. ?Unser Fokus lag dabei auf dem Gefahrenmolekül S100A9. Das S100A9 bewirkt zusammen mit vielen ges?ttigten Fetts?uren eine abnormale Aktivierung und Differenzierung von Makrophagen und führt schlie?lich dazu, dass Entzündungsreaktionen nicht abklingen oder Verletzungen der Haut nicht ordnungsgem?? repariert werden“, erkl?rt Studienleiterin Dr. Anja Saalbach, Wissenschaftlerin und Arbeitsgruppenleiterin an der Klinik und Poliklinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie des Universit?tsklinikums Leipzig. Makrophagen sind wichtige Zellen, um eine Infektion zun?chst zu bek?mpfen. Sp?ter tragen sie dazu bei, dass eine Entzündung wieder abklingt und das Gewebe repariert wird. 

Am Mausmodell haben die Leipziger Wissenschaftler:innen gezeigt, dass die Hemmung des Gefahrenmoleküls S100A9 die fehlgesteuerte Aktivierung von Makrophagen bei ?bergewicht und damit die Entzündungsreaktion sowie die Wundheilung normalisiert. Eine weitere L?sung war eine Di?t der Versuchstiere, bei der die ges?ttigten Fetts?uren reduziert wurden. Schon nach einer Woche Di?t, die keine Gewichtsreduktion bedingt, hat sich die Entzündungsreaktion wieder normalisiert. ?Nach unseren Daten scheint es zu reichen, die Ern?hrung umzustellen, auch wenn die Patient:innen nicht abnehmen würden“, sagt Dr. Saalbach. 

?In einer vorangegangenen Studie der Universit?tsmedizin Leipzig haben wir gezeigt, dass die ges?ttigten Fetts?uren eine sehr wichtige Rolle spielen. In einem Mausmodell reichten bereits vier Wochen Ern?hrung mit vielen ges?ttigten Fetts?uren, wie zum Beispiel Palmitins?ure und Stearins?ure, dafür aus, dass entzündliche Hautreaktionen verst?rkt auftraten“, erkl?rt Studienleiterin Dr. Saalbach und erg?nzt: ?Die Daten aus unserer Forschung am Tiermodell haben dazu geführt, dass nun an der Hautklinik eine klinische Studie durchgeführt wird, bei der untersucht wird, ob eine Ern?hrungsumstellung die Therapie der Schuppenflechte auch beim Menschen positiv unterstützt.“ Zudem ist das Gefahrenmolekül S100A9 nun für die Wissenschaftler:innen eine interessante Zielstruktur, um fehlgeleitete Entzündungsreaktionen und Wundheilungsst?rungen bei Fettleibigkeit zu normalisieren.

Originaltitel in "Theranostics":

"Overexpression of S100A9 in obesity impairs macrophage differentiation via TLR4-NFkB-signaling worsening inflammation and wound healing", DOI: 10.7150/thno.67174