Pressemitteilung 2020/326 vom

Krankhafte Ver?nderungen, die mit der Behinderung von Parkinson-Patienten zusammenh?ngen, werden bereits in Signalen von der Kopfhaut erkannt, ohne dass der Sch?del ge?ffnet werden muss. Diese neuen Befunde haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universit?tsmedizin Leipzig sowie des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften aktuell in der Fachzeitschrift Brain ver?ffentlicht.

Wie kommt es zur charakteristischen Verlangsamung von Bewegungen bei Patienten mit Parkinson? Elektrische Schwingungen von Nervenzellen in der Tiefe des Gehirns und der Hirnrinde sind krankhaft miteinander gekoppelt. Das wissen Forscher aus Aufzeichnungen w?hrend einer Operation aus dem Gehirn von Parkinsonkranken, wenn ihnen ein Hirnschrittmacher eingesetzt wurde. 

Doch kann man diese Kopplung auch erkennen, wenn die elektrische Nervenaktivit?t nur von der Kopfhaut der Patienten durch ein sogenanntes EEG, Elektroenzephalogramm, abgeleitet wird? Das hat Doktorandin Ruxue Gong mit einem Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Joseph Cla?en, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurologie am Universit?tsklinikum Leipzig und Prof. Dr. Thomas Kn?sche, MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften, untersucht.

In den nur fünf Minuten langen EEG-Messungen fanden die Forscher tats?chlich derartige Kopplungen bei Parkinsonpatienten, die im Vergleich zu gesunden Probanden, in Hirnregionen verst?rkt sind, die der Bewegungskontrolle dienen. Das Aufbrechen von Kopplungen zwischen Schwingungen an verschiedenen Orten k?nnte besonders wichtig für eine Therapie der Parkinsonsymptome sein. ?Wir hoffen, dass die gekoppelten elektrischen Schwingungen bei Parkinsonpatienten in der Zukunft mit elektrischer oder magnetischer Stimulation von au?en korrigiert werden k?nnen, ohne dass eine Operation notwendig ist“, sagt Cla?en. ?Mit unseren mathematischen Modellrechnungen m?chten wir erkennen, welche Merkmale solche neuartigen Therapien haben müssen, um erfolgreich zu sein. Dazu k?nnten die neuen Befunde einen wichtigen Baustein geliefert haben“, erkl?rt Kn?sche.

Krankhafte Kopplungen waren überdies auch in einem einzelnen Bereich der Stirnhirnrinde zu finden, der nur wenig an der motorischen Kontrolle beteiligt ist. ?Vielleicht haben die bei manchen Parkinsonpatienten bestehenden kognitiven St?rungen eine gemeinsame Ursache mit den motorischen St?rungen“, sagt Cla?en. Diese These wird in künftigen Studien weiter untersucht werden.

Originaltitel der Ver?ffentlichung in "BRAIN, a Journal of Neurology":

"Spatiotemporal features of β-γ phase-amplitude coupling in Parkinson’s disease derived from scalp EEG", doi.org/10.1093/brain/awaa400