Pressemitteilung 2015/298 vom

Welche Pers?nlichkeit uns als Erwachsene auszeichnet, h?ngt kaum damit zusammen, wo wir in der Geburtenreihenfolge zwischen unseren Geschwistern stehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Psychologen der Universit?ten Leipzig und Mainz, die jetzt in der renommierten Fachzeitschrift "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" (PNAS) ver?ffentlicht wurde.

Die Frage, ob die Geschwisterposition einen Einfluss auf die Pers?nlichkeit hat, besch?ftigt Wissenschaftler schon seit weit über 100 Jahren. Sowohl in der wissenschaftlichen als auch in der Laien-Psychologie gibt es dabei vielf?ltige Annahmen: So sollen Erstgeborene beispielsweise besonders perfektionistisch, Sandwichkinder hingegen kooperativ und Nesth?kchen rebellischer sein.

Um die bislang uneinheitliche Datenlage zu diesen Annahmen zu kl?ren, analysierten Prof. Dr. Stefan Schmukle und Julia Rohrer von der Universit?t Leipzig sowie Prof. Dr. Boris Egloff von der Johannes Gutenberg-Universit?t Mainz (JGU) Daten von mehr als 20.000 Erwachsenen aus Deutschland, den USA und Gro?britannien. Dabei zeigte sich für alle drei L?nder, dass die zentralen Pers?nlichkeitseigenschaften Extraversion, emotionale Stabilit?t, Vertr?glichkeit und Gewissenhaftigkeit nicht mit der Geschwisterposition in der Herkunftsfamilie zusammenh?ngen. Lediglich bei der Selbsteinsch?tzung des Intellekts fanden sich minimale Unterschiede: Erstgeborene berichteten beispielsweise h?ufiger, über einen gro?en Wortschatz zu verfügen und abstrakte Ideen gut begreifen zu k?nnen.

Ganz aus der Luft gegriffen scheint diese Selbsteinsch?tzung nicht, schlie?lich konnten die drei Autoren auch den bereits l?nger bekannten Effekt der Geschwisterposition auf die objektiv gemessene Intelligenz best?tigen: Vom Erstgeborenen zum Letztgeborenen sinkt die durchschnittliche Intelligenz leicht ab. "Dieser Effekt auf die Intelligenz l?sst sich in gro?en Stichproben zuverl?ssig finden, ist aber auf der individuellen Ebene wenig aussagekr?ftig. Wenn man zwei Geschwister vergleicht, wird dennoch in über 40 Prozent der F?lle das sp?ter geborene den h?heren IQ haben. Und die gefundenen Effekte sind so klein, dass es zweifelhaft ist, ob sie für den Lebensweg bedeutsam sind", erl?utert Schmukle. "Unser zentraler Punkt ist, dass die Geschwisterposition für die Pers?nlichkeit keine gro?e Rolle spielt. Für Intelligenz und Intellekt finden wir sehr kleine Effekte, für die anderen Pers?nlichkeitseigenschaften gar keine, was sowohl prominenten psychologischen Theorien als auch verbreiteten Vorstellungen in der Bev?lkerung widerspricht."

Erm?glicht wurde die Studie durch mehrere gro?angelegte L?ngsschnittstudien, das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), die National Longitudinal Survey of Youth (NLSY) des US-amerikanischen Bureau of Labor Statistics und die National Child Development Study (NCDS) am Centre for Longitudinal Studies der Universit?t London.

Fachver?ffentlichung:
Examining the effects of birth order on personality, in Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)
doi: 10.1073/pnas.1506451112