Nachricht vom

Das Auge ist das komplexeste Sinnesorgan des Menschen. Um Erkrankungen der Netzhaut besser behandeln zu k?nnen, forscht PD Dr. Zohreh Hosseinzadeh an der Erzeugung einer funktionsf?higen menschlichen Netzhaut. Der Europ?ische Forschungsrat best?tigt die wissenschaftlich hohe Relevanz und unterstützt die Gruppenleiterin am Paul-Flechsig-Institut – Zentrum für Neuropathologie und Hirnforschung der Medizinischen Fakult?t mit einem ERC Starting Grant. Dieser Forschungspreis geh?rt mit einer H?he von knapp 1,5 Millionen Euro zu den renommiertesten europ?ischen Wissenschaftsf?rderungen. Hosseinzadeh erhielt den ERC Starting Grant bereits im Frühjahr 2022.

Das oberste Ziel der Leipziger Forschungsgruppe ist die Bek?mpfung von Sehbehinderung und Erblindung. Dr. Hosseinzadeh erkl?rt: ?Wir wollen aus menschlichen Stammzellen eine Netzhaut erzeugen, die bei Erkrankten als Ersatz für die besch?digte Netzhaut verwendet werden kann. Oder die k?rpereigenen Zellen nutzen, um sie für den verletzten Teil einzusetzen. Darüber hinaus wollen wir an der Medizinischen Fakult?t dazu beitragen, aus Stammzellen der Patient:innen gefertigte Medikamente, für die erkrankte Netzhaut, im Labor zu testen. Dadurch kann künftig das wirksamste Medikament mit der besten Dosis für die Netzhaut verwendet und die Behandlung konkret auf das Individuum abgestimmt werden.“

Der ERC Starting Grant soll den Leipziger Wissenschaftler:innen in den n?chsten Jahren helfen, die Zukunft der aus Stammzellentechnologie gewonnenen Netzhaut in eine neue Richtung zu lenken. Dazu werden Vorg?nge, die der funktionellen Reifung der Netzhaut w?hrend der Entwicklung zugrunde liegen, raumzeitlich genau aufgezeichnet. Ein Modell kombiniert die erhaltenen Informationen und dekodiert sie in retinale Organoide,  Nachbildungen der Netzhaut, um die notwendigen elektrophysiologischen Ereignisse zur Erzeugung funktioneller retinaler Organoide bereitzustellen.

Jeder vierte Mensch in Europa ?lter als 60 Jahre betroffen

Das Auge ist wie eine Kamera und die Netzhaut auf dem Augenhintergrund ist der Film. Auf der empfindlichen Membran der Netzhaut befindet sich eine enorme Anzahl von Lichtsensorzellen, die bei Beleuchtung aktiviert werden. Mit der Funktion der Netzhaut k?nnen wir die Welt sehen. Laut Weltgesundheitsorganisation leiden weltweit mehr als eine Milliarde Menschen an Sehbehinderungen, bei denen die Netzhaut irreparabel besch?digt ist. Dazu z?hlen zum Beispiel die altersbedingte Makuladegeneration (AMD), diabetische Netzhauterkrankung (DED) oder der Venenverschluss der Netzhaut (RVO). Laut der European Society of Retina Specialists ist jeder vierte Europ?er über 60 Jahre von AMD betroffen. Die Zahl der Krankheitsf?lle wird bis 2050 voraussichtlich um 20 Prozent steigen. ?Daher werden Therapien für solche Krankheiten dringend ben?tigt“, betont Dr. Hosseinzadeh.

PD Dr. Zohreh Hosseinzadeh ist seit 2019 Gruppenleiterin am Paul-Flechsig-Institut – Zentrum für Neuropathologie und Hirnforschung. An der Eberhard-Karls-Universit?t Tübingen hat sie 2019 in Physiologie habilitiert und 2015 in Biologie promoviert. Den Bachelor und Master in Biologie absolvierte sie an der Shahid Chamran University im Iran. Der Forschungsschwerpunkt von Dr. Hosseinzadeh liegt auf dem Verst?ndnis der Physiologie der Netzhaut und ihren St?rungen, um Therapien mit verschiedenen interdisziplin?ren Ans?tzen wie Stammzellen, Elektrostimulation und Computational Neuroscience zu finden. Mit Hilfe des ERC Starting Grant von 2023 bis 2028 wird der Forschungsprofilbereich ?Erkrankungen von Gehirn und Seele“ der Medizinischen Fakult?t gest?rkt.

ERC Starting Grant auch für Nina Kolleck

Mit Prof. Dr. Nina Kolleck gibt es eine weitere Wissenschaftlerin der Universit?t Leipzig, der 2022 ein ERC Starting Grant zuerkannt wurde. Lesen Sie mehr über sie und ihre Forschung zum transnationalen Einfluss von NGOs auf Bildungssysteme.

?Ich freue mich sehr über diese guten Nachrichten und m?chte den Wissenschaftlerinnen und allen an den Antr?gen Beteiligten herzlich gratulieren“, sagte Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universit?t Leipzig. ?Bei den ERC Grants handelt es sich um ein hochkar?tiges F?rderinstrument. Der Europ?ische Forschungsrat bedenkt damit herausragende Forscherinnen, die einen wichtigen Beitrag zur Forschungsst?rke un serer Universit?t leisten.“