Pressemitteilung 2022/139 vom

Welche Faktoren haben einen Einfluss auf die Lebenserwartung von Patient:innen mit Magenkrebs im fortgeschrittenen Stadium? Wissenschaftler:innen der Universit?tsmedizin Leipzig haben herausgefunden, dass die Entzündungsreaktion im K?rper mit einer reduzierten Qualit?t der Muskulatur bei den Betroffenen einhergeht und letztlich den entscheidenden Faktor für die Prognose darstellt. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin Annals of Oncology ver?ffentlicht.

Eine Forschungsgruppe der Universit?tsmedizin Leipzig unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Hacker hat zusammen mit Wissenschaftler:innen der Masaryk-Universit?t in Brünn/Tschechien untersucht, was die Lebenserwartung von Patient:innen mit Magenkrebs in einem fortgeschrittenen Stadium beeinflusst. In die Auswertung gingen Daten von über 500 Betroffenen ein, die vor einigen Jahren innerhalb einer klinischen Studie behandelt worden waren.

Für die Analyse nutzten sie bestimmte Laborwerte im Blut, die eine Entzündungsreaktion im K?rper anzeigen sowie Messwerte zur Muskelqualit?t. ?Aus unseren Befunden kann geschlussfolgert werden, dass bei aggressiven, fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, wie am Beispiel des Magenkarzinoms, die Entzündungsreaktion im Blut der treibende Faktor für das Krankheitsgeschehen ist. Das h?ngt eng mit der Ausbildung einer Sarkopenie, einem Verlust von Muskelmasse und -qualit?t, zusammen“, erkl?rt Prof. Hacker, Oberarzt am Universit?tsklinikum Leipzig. Zudem fanden die Mediziner:innen heraus, dass bei Patient:innen, die im Rahmen der Studie mit einer Chemotherapie behandelt wurden und bei denen die Erkrankung nicht weiter fortgeschritten ist, der gemessene Entzündungswert im Blut deutlich zurückgegangen ist.

In der wissenschaftlichen Diskussion wurde den Muskelparametern bisher ein gro?er Stellenwert mit Blick auf die Prognose zugeschrieben und daraus die Hypothese abgeleitet, dass Ma?nahmen zur Verbesserung der Muskulatur die Lebenserwartung von Tumorpatienten verbessern k?nnten. Zumindest für fortgeschrittene Tumorerkrankungen, wie in der vorliegenden Studie, zeigt sich nun, dass die Entzündungsreaktionen führend sind.

?Wir weisen nach, dass die Entzündungswerte im Blut und die Sarkopenie eng zusammenh?ngen. Entgegen unserer Ergebnisse einer vorherigen Studie wissen wir nun, dass die Muskelqualit?t als Faktor nicht ausschlaggebend für die Lebenserwartung der Patient:innen mit fortgeschrittenem Magenkrebs ist“, fasst Prof. Hacker die Kernaussage der Forschung zusammen und fügt hinzu: ?Die Beeinflussung der Entzündungsreaktion stellt sich als zentraler Angriffspunkt heraus, um sowohl die Prognose als auch die Sarkopenie zu verbessern.“

K?rperliches Training und vor allem Ma?nahmen zur Verbesserung der Ern?hrung werden oft von den Expert:innen zur Behandlung einer Sarkopenie vorgeschlagen. ?Es ist aber auch bekannt, dass Ern?hrungsma?nahmen nicht gut anschlagen, wenn Entzündungswerte im Blut vorliegen. Die aktuellen Studiendaten weisen darauf hin, dass eine wirksame Tumortherapie die Entzündungsreaktionen reduziert und damit eine gute Grundlage für wirksame Ma?nahmen im Ern?hrungsbereich legen k?nnte“, sagt Prof. Hacker. In künftigen Studien müsse gekl?rt werden, ob die Befunde auf andere Tumorarten übertragbar seien und wie sich unterschiedliche Tumortherapien oder andere Behandlungen auf die Entzündungsreaktionen im Blut auswirken.

Publikation in "Annals of Oncology":
"Modified Glasgow prognostic score (mGPS) is correlated with sarcopenia and dominates the prognostic role of baseline body composition parameters in advanced gastric and esophagogastric junction cancer patients undergoing first-line treatment from the phase III EXPAND trial." DOI:10.1016/j.annonc.2022.03.274