Pressemitteilung 2024/085 vom

Elisabeth von Sachsen, gestorben 1484, war die sozial wohl am h?chsten stehende Person, die je in der Leipziger Paulinerkirche bestattet wurde. Das zu ihrem Ged?chtnis errichtete Metallgrabmal aus Bronze, mit einer lebensgro?en Darstellung der Erinnerten, wurde kurz vor der Kirchensprengung am 30. Mai 1968 gerettet und ab 1987 in der Leipziger Thomaskirche pr?sentiert. Im Januar 2024 erfolgte die Rückgabe an die Universit?t Leipzig. Aktuell wird die Grabplatte von der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher gereinigt und konserviert. Gegen Ende dieses Jahres soll sie an den angestammten Ort, nunmehr das Paulinum – Aula und Universit?tskirche St. Pauli, zurückkehren. Dies wird m?glich durch eine gro?zügige Spende des Paulinervereins.

Verein und Universit?t k?nnen damit den Wunsch Elisabeth von Sachsens, in der Universit?tskirche bestattet zu werden, zumindest in symbolischer Weise nochmals zur Geltung bringen. ?Ich bin sehr glücklich über die F?rderung seitens des Paulinervereins und das nun aufgeschlagene neue Kapitel. Dem Verein gilt unser herzlicher Dank!“, sagt Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, Rektorin der Universit?t Leipzig. ?Wir sind stolz darauf, zu dieser Rückführung und Wiederaufstellung einen wichtigen Beitrag leisten zu k?nnen“, betont Wilfried Richard, Vorsitzender des Paulinervereins. ?Eines unserer Vereinsziele, die Rückführung der Kunstwerke in die Universit?tskirche, wird hier in guter Kooperation mit der Universit?t umgesetzt.“

Elisabeth, die Ehefrau von Kurfürst Ernst von Sachsen, eine geborene von Wittelsbach aus Bayern, hatte die Kirche ausdrücklich zu ihrem Bestattungsort erw?hlt. Nach der Leipziger Teilung von 1485 wurde sie zur Stammmutter der Ernestinischen Linie. Zu ihren Nachkommen z?hlt auch das englische K?nigshaus. ?Zu ihrem Ged?chtnis war das erste Metallgrabmal aus Bronze der Paulinerkirche erschaffen worden, eine für damalige Verh?ltnisse aufw?ndige und kostspielige L?sung“, erl?utert Prof. Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen, Kustos der Kunstsammlung und Leiter der Kustodie der Universit?t Leipzig. ?Die lebensgro?e Darstellung der Erinnerten wurde auch nicht gegossen, sondern kalt mit Mei?eln in die aus sechs Teilstücken zusammengenietete gro?e Platte getrieben.“ Das Kunstwerk folge dem Schema mittelalterlicher Grabplatten: au?en eine umlaufende Inschrift mit Lebens und Sterbedaten, in den Ecken ?Tondi“ (Rundbilder) mit den vier Evangelisten-Symbolen und im Zentrum eine Darstellung der Erinnerten. ?Ursprünglich flach im Kirchenboden verlegt, wurde die Bronzeplatte sp?testens in der V?lkerschlachtzeit aufgenommen und in einem Eichenholzrahmen senkrecht h?ngend an der Wand pr?sentiert.“

In den Tagen vor der Kirchensprengung am 30. Mai 1968 war die Bronzeplatte zusammen mit anderem Kunstgut geborgen worden. Auf Initiative des Instituts für Denkmalpflege in Dresden wurde sie ab 1987 zusammen mit anderen mittelalterlichen Kunstwerken in der Leipziger Thomaskirche pr?sentiert. Nach der Fertigstellung des Paulinums – Aula und Universit?tskirche St. Pauli 2017 machten sich verschiedene Leipziger:innen für die Rückkehr des Denkmals an den angestammten Ort stark, darunter auch Brigitte Kempe (? 2020), ehemals Vorsitzende des Ortskuratoriums Leipzig der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Nach einem befürwortenden Beschluss der Kunstkommission der Universit?t wurde das Kunstwerk zum Jahresende 2022 von der Thomasgemeinde zurückerbeten. Die Rückgabe erfolgte den Regularien des Leihvertrages zufolge dann im Januar 2024.

Nun wird die Oberfl?che von der Leipziger Metallrestauratorin Christine Neubacher behutsam gereinigt und konserviert. Grobe Besch?digungen wie Kratzspuren werden dabei retuschiert, für die Objekthistorie bedeutsame Spuren, beispielsweise Bergungsnummern, hingegen belassen. Parallel dazu wurde die Gestaltung eines Sockels beauftragt. Künftig soll das Werk wieder liegend in der Nordostecke des Altarbereichs im Paulinum pr?sentiert werden und so auf die verlorenen Bodengr?ber verweisen.

Der Paulinerverein hat sich jüngst zur Finanzierung der Ma?nahme entschlossen und 25.000 Euro gespendet. Die Rektorin der Universit?t, Prof. Dr. Eva Inés Obergfell, und der Vorsitzende des Paulinervereins, Wilfried Richard, zeigten sich bei einem Ortstermin im Atelier der Restauratorin übereinstimmend hochzufrieden über diese Zusammenarbeit.

Veranstaltungshinweis:

Mit einer Gedenkfeier im Paulinum – Aula und Universit?tskirche St. Pauli erinnert die Universit?t Leipzig am 30. Mai um 18 Uhr an die Sprengung der Universit?tskirche St. Pauli vor 56 Jahren. Das sp?tgotische Gotteshaus war am 30. Mai 1968 auf Gehei? des SED-Regimes trotz zahlreicher Proteste in Schutt und Asche gelegt worden. Seit 2017 steht an seiner Stelle das Paulinum, das architektonisch an den Vorg?ngerbau erinnert und erneut als Aula wie als Universit?tskirche genutzt wird. Weitere Informationen hierzu finden Sie in der dazugeh?rigen Pressemitteilung.