Pressemitteilung 2009/206 vom

Heilungsrate von 96% und keine Strahlentherapie nach neuer Operationstechnik / Ver?ffentlichung in "The Lancet Oncology"

Die an der Universit?t Leipzig entwickelte neue Operationsmethode, die totale mesometriale Resektion (TMMR), erm?glicht eine sichere und schonende Behandlung des Geb?rmutterhalskrebses, dem sog. Zervixkarzinom. Grundlage dafür sind Erkenntnisse Leipziger Gyn?kologen und Gyn?kopathologen zur Ausbreitung des Tumors entsprechend seiner embryonalen Herkunft. Studien zeigen, dass die neue Behandlung nicht nur schonender ist, sondern auch keine nachfolgende Strahlentherapie mehr erfordert. Dieses innovative Operationsverfahren wurde kürzlich im renommierten Wissensjournal "The Lancet Oncology" (Titel: "Resection of the embryologically defined uterovaginal (Müllerian) compartment and pelvic control in patients with cervical cancer: a prospective analysis"; Early Online Publication, 1.6.2009) ver?ffentlicht und mit einem Bericht in den BBC News gewürdigt.

Neuer Wissensstand

Die TMMR-Operation wurde entwickelt von Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. Michael H?ckel, Direktor der Universit?tsfrauenklinik (Triersches Institut) Leipzig und Spezialist in der Behandlung von Krebserkrankungen des Genitaltraktes der Frau. Die neue Operationsmethode basiert ma?geblich auf seinen wissenschaftlichen Erkenntnissen bezüglich der Beckenanatomie der Frau sowie der Tumorausbreitung im menschlichen Gewebe innerhalb eines anatomischen Kompartiments. Das lokale Ausbreitungsgebiet des Tumors wird demnach aus der Embryonalentwicklung determiniert. Folglich breitet sich der Krebs nicht einfach ungerichtet r?umlich aus, sondern w?chst in den Gewebestrukturen, aus denen er embryonal hervor gegangen ist. Obwohl es keine mechanische Trennwand gibt, wird die angrenzende Harnblase aus diesem Grund w?hrend der frühen Karzinomausbreitung nicht vom Geb?rmutterhalskrebs befallen. Auf der anderen Seite kann ein anderes Gewebe vom Tumor infiltriert werden, obwohl es lokal weiter vom Tumorgeschehen entfernt ist, wenn es jedoch derselben embryonalen Struktur angeh?rt. Diese Erkenntnisse wurden durch langfristige Studien ausreichend bewiesen. Prof. H?ckel und sein Team entfernen den Geb?rmutterhalskrebs nun konsequent in seinen anatomischen Kompartimenten. Es werden dadurch Gewebe anderen embryonalen Ursprungs wie Harnblase, Enddarm und angrenzende Nerven verschont.

Keine Strahlentherapie

Die TMMR-Operation ist aber nicht nur schonender, sondern wegen ihrer neuen Radikalit?t auch sicherer. Mit einer Heilungsrate von 96% (früher 80-85%) wird der bisherige Behandlungsstandard weit übertroffen. Bei der neuen Operationstechnik wird konsequent das gesamte kranke und potentiell befallene Gewebe entfernt, was eine Nachbehandlung durch Strahlentherapie überflüssig macht. Die von Prof. H?ckel inaugurierte Operationstechnik erweist sich über die Behandlung des Zervixkarzinoms hinaus auch als bahnbrechende Strategie für die Therapie anderer Genitalkarzinome.

Alter Standard verbessert

J?hrlich erkranken in Deutschland nach Angaben des Krebsregisters ca. 6.200 Frauen an Geb?rmutterhalskrebs. Die über 100 Jahre alte Operationstechnik nach Wertheim gilt bis heute als Goldstandard zur operativen Behandlung des Geb?rmutterhalskrebses. Allerdings birgt diese Operationstechnik zwei Probleme: Weil der Tumor einerseits mit viel unn?tigem Sicherheitsabstand entfernt wird, werden h?ufig Nerven verletzt, die die Blasen-, Enddarm- und Vaginalfunktionen regulieren; weil andererseits potentielles Tumorausbreitungsgewebe zurückgelassen wird, ist oft eine begleitende Strahlentherapie erforderlich, die zu erheblichen Nebenwirkungen führen kann. Dennoch kommt es h?ufiger zu Rückf?llen.

Die totale mesometriale Resektion erweist sich in Hinblick auf ihre neue Radikalit?t als bahnbrechende Innovation der operativen Therapie.