Pressemitteilung 2023/199 vom

Am 8. November 2023 wurde offiziell das Institut für Allgemeinmedizin der Universit?t Leipzig gegründet, welches auf einer bereits bestehenden Abteilung basiert. Die Einrichtung stellt sich den gro?en Herausforderungen durch den demografischen Wandel mit ma?geschneiderten Lehrangeboten. Diese sollen bei den Medizin-Studierenden das Interesse für das Berufsbild eines Haus- und/oder Landarztes wecken. Eine Befragung der Absolvent:innen des Jahrgangs 2022 an der Medizinischen Fakult?t ergab, dass sich 50,5 Prozent vorstellen k?nnen, nach dem Studium eine T?tigkeit als Landarzt oder Land?rztin aufzunehmen.

Viele niedergelassene ?rztinnen und ?rzte aus ganz Sachsen nahmen am Mittwochnachmittag (8. November 2023) an der Festveranstaltung an der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Leipzig zur Gründung des Instituts für Allgemeinmedizin teil. Viele von ihnen sind Lehr?rzt:innen an der Medizinischen Fakult?t und unterstützen durch Praktika und Famulaturen die medizinische Ausbildung. Ziel des neuen Instituts ist es, den Freistaat Sachsen bei der Sicherung der medizinischen Grundversorgung zu unterstützen und das Fachgebiet in enger Zusammenarbeit mit den Hausarztpraxen weiterzuentwickeln. Der demographische Wandel stellt die ambulante Versorgung vor gro?e Herausforderungen: Der Bedarf wird aufgrund der alternden Bev?lkerung weiter ansteigen, gleichzeitig wird das medizinische Fachpersonal ?lter. ?Wir sind uns der Verantwortung bewusst und werden die Politik mit allen Kr?ften bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen“, betont Prof. Dr. Ingo Bechmann, Dekan der Medizinischen Fakult?t der Universit?t Leipzig. Die Medizinische Fakult?t in Leipzig ist die gr??te Ausbildungsst?tte in Sachsen für Studierende der Human- und Zahnmedizin, Hebammenkunde und die einzige für Pharmazie. Im Wintersemester 2023/24 startete der zweite Jahrgang der Studierenden der Vorabquote nach s?chsischem Landarztgesetz mit 22 Studierenden am Standort Leipzig. Insgesamt haben 343 Erstsemester mit dem Studium der Humanmedizin begonnen (Stand 1.11.2023).

?Frei werdende Weiterbildungsstellen für Allgemeinmedizin am Universit?tsklinikum und seinem Medizinischen Versorgungszentrum k?nnen hervorragend zu einer bestm?glichen Facharztweiterbildung der Mitarbeiter des neuen Institutes beitragen“, so Dekan Bechmann. Darüber hinaus soll eine Professur auf den Weg gebracht werden, welche den Studierenden wichtige Kenntnisse und Knowhow für eine künftige eigene Praxis lehrt. ?Die jungen Menschen entscheiden sich bei der Wahl ihres Studiums nicht dafür, sp?ter eine eigene Praxis zu er?ffnen und eine Gesch?ftsperson zu werden. Sie entscheiden sich für das Fach Medizin und wir zeigen ihnen die künftigen Berufsfelder auf“, fasst Dekan Bechmann zusammen. Eine Befragung unter Studierenden der Humanmedizin der Universit?t Leipzig ergab, dass sich 77,9 Prozent der Studienanf?nger in 2016 eine berufliche T?tigkeit als Arzt/?rztin vorstellen konnten. Sechs Jahre sp?ter, nach Ende des Studiums in 2022, waren es 96,3 Prozent aus der gleichen Kohorte. Von den Absolvent:innen gaben 14,6 Prozent mit steigender Tendenz an, sich für die Facharztausbildung Allgemeinmedizin zu interessieren. Sie lagen damit an dritter Stelle hinter der Fachrichtung Innere Medizin (20,4 Prozent) und An?sthesiologie (17,6 Prozent) und vor dem Fach Chirurgie (7,8 Prozent).  

?Die Allgemeinmediziner werden als Generalisten in einer ?lter werdenden Bev?lkerung noch wichtiger für die medizinische Grundversorgung sein“, resümiert Prof. Dr. Markus Bleckwenn, Direktor des neuen Instituts für Allgemeinmedizin. Das Institut setzt sich mit verschiedenen Lehrmodulen und Projekten für die F?rderung des Nachwuchses ein, um die Medizinstudierenden auf die zukünftigen Herausforderungen in der haus?rztlichen wie land?rztlichen T?tigkeit vorzubereiten. Das Lehrprojekt MiLaMed der Universit?ten Leipzig und Halle steht für ?Mitteldeutsches Konzept zur longitudinalen Integration land?rztlicher Ausbildungsinhalte und Erfahrungen in das Medizinstudium“ und zielt darauf ab, mit neuen Lehrinhalten an der Universit?t sowie Praktika in l?ndlichen Regionen für die Arbeit au?erhalb der Gro?stadt zu begeistern. Die Medizinische Fakult?t f?rdert das Projekt nach der Pilotphase für weitere fünf Jahre aus eigenen Haushaltsmitteln. Bei der Befragung der Leipziger Absolvent:innen des Jahrgangs 2022 gaben 50,5 Prozent an, sich eine T?tigkeit als Landarzt vorstellen zu k?nnen. Im Jahr 2010 waren es 33,3 Prozent. Weiterführende Studien-Angebote für den haus- und land?rztlichen Nachwuchs sind breit gef?chert, beispielsweise mit dem Leipziger Kompetenzpfad Allgemeinmedizin (LeiKA) und dem Leipziger Standort des Kompetenzzentrums Weiterbildung Allgemeinmedizin Sachsen (KWASa).

Bei der Gründungsfeier des Instituts skizzierte Prof. Dr. Markus Bleckwenn in seinem Vortrag ?Zukunftsmodelle haus?rztlicher Arbeit zur Sicherung einer wohnortnahen und qualitativ hochwertigen medizinischen Grundversorgung", innovative Ans?tze wie zum Beispiel, die Arbeitspl?tze in den Hausarztpraxen an die Bedarfe der Behandler:innen anzupassen. ?Unser Institut m?chte der Forschungsfrage nachgehen, wie Zukunftsmodelle haus?rztlicher Arbeit aussehen k?nnen, um eine wohnortnahe und qualitativ hochwertige medizinische Grundversorgung gew?hrleisten zu k?nnen. Für diesen Transformationsprozess braucht es aus unserer Sicht eine Netzwerkstruktur, in der die Praxen mit den Herausforderungen nicht allein zurechtkommen müssen, sondern sich gegenseitig unterstützen k?nnen“, so der Direktor des neuen Instituts. Der Grundstock ist gelegt: Mittlerweile umfasst das Lehrpraxen-Netzwerk der Medizinischen Fakult?t circa 150 Hausarztpraxen, und circa 80 Praxen konnten in jüngster Zeit für das Forschungspraxen-Netzwerk ?RaPHaeL“ gewonnen werden. ?Durch die Institutsgründung wird sich die Sichtbarkeit der Allgemeinmedizin erh?hen und die Wettbewerbsf?higkeit bei der Einwerbung von Drittmitteln deutlich verbessern“, betont Prof. Bleckwenn. Das Institut besteht aktuell aus 23 Mitarbeiter:innen und acht studentischen beziehungsweise wissenschaftlichen Hilfskr?ften und basiert auf der bisherigen Selbstst?ndigen Abteilung für Allgemeinmedizin.