Pressemitteilung 2021/056 vom

Komplexe Erkrankungen wie die Euterentzündung (Mastitis) bei Milchkühen führen oft zu einem enormen wirtschaftlichen Schaden: Die Tiere geben weniger Milch, und sie ist weniger brauchbar. Auch immense Tierarztkosten sind die Folge. Ein m?glichst frühzeitiges Erkennen solcher entzündlichen Erkrankungen minimiert den Antibiotikaeinsatz erheblich und steigert die Milchleistung der Kühe. Bio- beziehungsweise Entzündungsmarker geben als ?molekulare Whistleblower“ oft verborgen gebliebene Hinweise zu einer m?glichen Erkrankung und unterstützen Kliniker immer besser bei der Diagnose und Therapie. Forscher der Universit?t Leipzig haben jetzt ein nicht invasives Nachweisverfahren entwickelt, das auf einem spezifischen Biomarker basiert. Es erm?glicht eine frühzeitige Diagnose sowie Therapieverlaufskontrolle entzündlicher Erkrankungen.

Das Projekt von Prof. Dr. Getu Abraham und seinem Team vom Institut für Pharmakologie, Pharmazie und Toxikologie der Veterin?rmedizinischen Fakult?t wird vom Bundeswirtschaftsministerium gef?rdert. Es hilft dabei, das Risiko für einen schweren Verlauf und den damit verbundenen wirtschaftlichen Verlust erheblich zu mindern. ?Da unser Verfahren auch der Entwicklung multiresistenter Keime und damit einem inflation?ren Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung vorbeugt, leisten wir auch einen Beitrag zum Tierschutz“, erkl?rt Abraham.

Bei dem Marker handelt es sich um ein spezifisches Protein, das aus einwandernden Entzündungszellen freigesetzt wird – beispielsweise, wenn eine Kuh an Mastitis erkrankt ist. ?Durch die Isolation dieses Proteins ist es uns gelungen, einen effizienten Biomarker zu gewinnen, der in der Routine-Diagnostik den Schweregrad der Euterentzündung vorhersagen kann. Folglich ist es m?glich, mit Hilfe des Biomarkers Mastitiden bei Milchkühen bereits im subklinischen Stadium eindeutig zu diagnostizieren“, sagt Abraham.

Der Nachweis des Entzündungsmarkers erfolgt unkompliziert in Milchproben, ohne dass invasive Eingriffe am Tier erforderlich sind. Dadurch k?nnen bereits Tage vor den eigentlichen Krankheitssymptomen Risikotiere eindeutig identifiziert und individuell behandelt werden. Wie Untersuchungen des Teams gezeigt haben, steigt im Falle einer akuten Euterentzündung der Parameter ohne merkliche Zeitverz?gerung signifikant mit gro?er Amplitude in der Milch an und f?llt nach einer Antibiotika-Therapie beziehungsweise nach Abklingen des Entzündungsgeschehens rasch um mehr als ein Drittel des Ursprungswertes ab. Dadurch sei der Biomarker für ein Krankheits- und Therapie-Monitoring gut einsetzbar.

Aktuell arbeitet das Forscherteam an einer Weiterentwicklung des Testverfahrens, um eine einfache und patientennahe Vorort-Diagnostik zu erm?glichen. Perspektivisch soll die Anwendung auf unterschiedliche Matrizes wie Blut, Kot oder Harn erweitert und für unterschiedliche Spezies validiert werden.