Pressemitteilung 2019/103 vom

Eine internationale Gruppe von Forschern hat auf dem Areal des einstigen Sonnentempels von Heliopolis in Kairo erneut zahlreiche aufsehenerregende Zeugnisse eines der gr??ten Tempel des Alten ?gyptens entdeckt. Das Team, dem auch Experten der Universit?t Leipzig angeh?rten, stie? bei einer Grabung im südwestlichen Bereich des Tempelbezirks erstmals auf gewaltige Binnenmauern aus Lehmziegeln von fünf bis sieben Metern St?rke. In den Schichten fanden sich Fragmente gro?er Rosengranits?ulen, die Palmen nachgebildet sind und wahrscheinlich aus dem 3. Jahrtausend vor Christus stammen. Aus denselben Schichten stammen auch Keramikfunde und das Relief-Fragment eines zerst?rten Denkmals aus der Zeit des alt?gyptischen K?nigs Echnaton.

?Die gr??te ?berraschung war für uns die Entdeckung eines ganz ungew?hnlichen Gr?berfeldes des sp?ten zweiten Jahrtausends vor Christus. Bislang konnten wir zw?lf Individuen aller Altersklassen und beiderlei Geschlechts identifizieren“, berichtet Dr. Dietrich Raue von der Universit?t Leipzig, der Co-Direktor der Unternehmung. Die vor wenigen Tagen abgeschlossene Kampagne sei ?亚洲通_亚洲通官网¥娱乐网址 intensiv und sehr erfolgreich“ gewesen, betonte der Kustos des ?gyptischen Museums Georg Steindorff der Universit?t Leipzig. Er ist seit Jahren bei den Grabungen von Heliopolis dabei, wo bereits in der Vergangenheit mehrere spektakul?re Funde gemacht wurden, so unter anderem im Jahr 2017 eine Kolossalstatue Psammetichs I.

Die Forscher nahmen an mehreren Stellen sogenannte Notgrabungen vor, denn mitten in der Millionenstadt Kairo wartet eine Reihe von Bedürfnissen moderner Stadtplanung und -bebauung. Deshalb müssen die Grabungen auf dem Gel?nde des Heliopolis-Tempels abschnittsweise zügig zum Abschluss kommen. Die Experten stie?en unter anderem auf zahlreiche Gegenst?nde aus dem ursprünglichen Tempelinventar: Fragmente von K?nigsstatuen aus Alabaster, Bruchstücke von Alt?ren aus Gneis und immer wieder Fragmente verbrannter Tempelreliefs. Letztere bezeugen eine beabsichtigte Zerst?rung des Tempels, an dem die alt?gyptischen Niltalbewohner die Entstehung der Welt annahmen. Im zentralen Tempelbezirk wurde eine Vielzahl von Fragmenten des letzten gro?en Neubaus nach einer 2.400-j?hrigen Geschichte des Sonnentempels entdeckt. Der alt?gyptische Pharao Nektanebo I. lie? hier in Basalt, Granit und Quarzit in h?chster Qualit?t ein Denkmal für den Sonnengott errichten. Das gesamte Gebiet wurde im frühen 1. Jahrhundert vor Christus neugestaltet und für Wirtschaftsbereiche genutzt. In diesen wurden wiederverwendete Reliefs der Ramessidenzeit (1292 vor Christus bis etwa 1070 vor Christus) gefunden, unter ihnen die Darstellung einer Morgenbarke mit dem Sonnengott in seiner morgendlichen Skarab?engestalt, begleitet und von zwei Pavianen.

Dr. Aiman Ashmawy vom ?gyptischen Antikenministerium, der andere Co-Direktor der Grabungskampagne, rechnet mit weiteren Entdeckungen im zentralen Tempelgebiet: ?Offensichtlich sind wir in den Bereich eines neuen Tempels vorgesto?en, der Merenptah, dem Sohn Ramses II., zugeschrieben werden kann“, sagt er. An den Grabungen der vergangenen Monate waren neben Wissenschaftlern der Universit?t Leipzig auch Experten des ?gyptischen Antikenministeriums, des Museo Egizio in Turin sowie der Universit?t Pisa beteiligt. Unterstützt wurden sie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Gerda Henkel Stiftung, der Selz-Foundation, durch ein Preisgeld der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres Paris sowie einer Vielzahl privater Unterstützer.

Am 29. Mai findet für die interessierte ?ffentlichkeit um 18.15 Uhr im H?rsaal 8 der Universit?t (H?rsaalgeb?ude am Campus Augustusplatz; Universit?tsstra?e, 04109 Leipzig) der Vortrag zu den Ausgrabungen des vergangenen Jahres statt.