Pressemitteilung 2021/018 vom

Verschw?rungserz?hlungen sind bei AfD-Anh?ngerinnen und -Anh?ngern deutlich verbreiteter als bei den Befürwortern anderer Parteien. So glauben zwei Drittel der AfD-Parteig?nger an Covid-19-bezogene Verschw?rungserz?hlungen, wie die Leipziger Autoritarismus-Studie zeigt. Unter Anh?ngern der Grünen kommen Verschw?rungserz?hlungen hingegen am seltensten vor. Das Forschungsteam um den Sozialpsychologen Prof. Dr. Oliver Decker, Leiter des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts (EFBI) an der Universit?t Leipzig, sieht damit frühere Forschungsergebnisse best?tigt, die darauf hindeuten, dass W?hler der AfD besonders h?ufig antidemokratische Einstellungen vertreten.

?Wir sehen, dass gerade die AfD-W?hlerinnen und W?hler am st?rksten an Verschw?rungserz?hlungen glauben“, sagt Decker. ?In letzter Zeit gab es immer wieder ?ffentliche Diskussionen, wie weit die Corona-Proteste auch von W?hlerinnen und W?hlern der Grünen oder Linken mitgetragen werden. Unsere Daten zeigen jedoch, dass die Anh?nger dieser Parteien weniger anf?llig für eine Verschw?rungsmentalit?t sind“.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am 2020 neu gegründeten EFBI haben zusammen mit Prof. Dr. Elmar Br?hler die Daten der im November 2020 erschienen Leipziger Autoritarismus Studie (LAS) einer vertieften Untersuchung unterzogen. Dabei stellten sie fest, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen der Zustimmung zu Verschw?rungsmentalit?t, der Parteipr?ferenz sowie der Selbstverortung auf einer Links-Rechts-Skala gibt. Au?erdem zeigt die Analyse, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen antisemitischen Aussagen und Verschw?rungserz?hlungen, auch jenen, die den Corona-Virus thematisieren, gibt.

Anh?nger aller anderen Parteien weisen weniger oft eine Verschw?rungsmentalit?t auf

Laut der Analyse sind Verschw?rungserz?hlungen unter Befragten mit Wahlpr?ferenz für die AfD mit Abstand am weitesten verbreitet: 73,5 Prozent der AfD-Anh?ngerinnen und -Anh?nger weisen eine Verschw?rungsmentalit?t auf, zwei Drittel glauben zudem an Covid-19-bezogene Erz?hlungen. Unter den Nichtw?hlerinnen und Nichtw?hlern sind 55,2 Prozent für Verschw?rungserz?hlungen empf?nglich. Bei den Befürwortern der anderen im Bundestag vertretenen Parteien liegt der Wert deutlich darunter, zwischen 37 Prozent bei den FDP-Anh?ngerinnen und -Anh?ngern und 18,1 Prozent bei den Befragten, die sich für eine Wahl der Grünen entscheiden würden.

Klarer Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Verschw?rungserz?hlungen

Dadurch sieht Decker frühere Annahmen best?tigt, die Anh?ngern der AfD eine besonders hohe Neigung zu antidemokratischen Haltungen bescheinigen. Für den Sozialpsychologen zeigt sich damit noch einmal, ?dass die AfD ein gro?es Problem bei der Auseinandersetzung mit anti-modernen und antisemitischen Inhalten hat“.

Dass Verschw?rungserz?hlungen unter Befragten mit einer Pr?ferenz für die Grünen am seltensten verbreitet sind, erkl?rt Elmar Br?hler damit, dass der Partei ?ein Gro?teil ihrer verschw?rungsgl?ubigen W?hlerinnen und W?hler abhandengekommen ist, wie schon ein paar Jahre vorher CDU/CSU und SPD einen gro?en Teil ihrer rechtsextrem eingestellten Anh?ngerschaft verloren haben. Sie haben bei der AfD ihre neue Heimat gefunden“.

Der Soziologe Dr. Johannes Kiess, stellvertretender Leiter des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts, erg?nzt: ?Verschw?rungsmentalit?t, die Teil eines antimodernen Weltbildes ist, korreliert mit menschenfeindlichen und antidemokratischen Einstellungen. Insbesondere die Abwertung Anderer ist beispielsweise unter Grünen-W?hlerinnen und -W?hlern weniger stark ausgepr?gt.“

Ihre Ergebnisse haben die Forscherinnen und Forscher in einem ?Policy Paper“ mit dem Titel ?Verschw?rungsmentalit?t, Covid-19 und Parteipr?ferenz: Ergebnisse einer repr?sentativen Befragung“ zusammengefasst (siehe PDF-Dokument).

?ber das Else-Frenkel-Brunswik-Institut:

Das an der Universit?t Leipzig angesiedelte Else-Frenkel-Brunswik-Institut (EFBI) bildet eine Forschungsinfrastruktur in Sachsen, die demokratiefeindliche Einstellungen, Strukturen und Bestrebungen erforscht und dokumentiert. Im Vordergrund stehen dabei verschiedene Formen der Diskriminierung, die Strategien und Dynamiken rechts-autorit?r motivierter Bündnisse und die St?rkung demokratischer Politik. 

?ber die Leipziger Autoritarismus Studien: 

Diese Repr?sentativbefragung der in Deutschland wohnhaften Bev?lkerung wird seit 2002 im Zweijahresrhythmus von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universit?t Leipzig durchgeführt und gilt bundesweit als Referenzstudie zur Entwicklung und Verbreitung politischer Einstellungen. Von 2006 bis 2012 entstanden Studien in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, bekannt als ?Mitte-Studien“. Die Untersuchung im Frühsommer 2020 wurde in Kooperation mit der Otto Brenner Stiftung und der Heinrich-B?ll-Stiftung durchgeführt Hierfür wurden 2.503 Personen mittels Paper-Pencil-Verfahren befragt. Die Auswahl der Befragten erfolgte als geschichtete Zufallsstichprobe und ist deshalb repr?sentativ für die Grundgesamtheit der in Deutschland wohnhaften Bev?lkerung.