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Kulturelle Bildungseinrichtungen in l?ndlichen R?umen sind aufgrund schwieriger wirtschaftlicher und sozialer Bedingungen meist unmittelbar von den zu erwartenden Auswirkungen der Corona-Pandemie betroffen. Dies gilt bereits jetzt vor allem für die nicht-staatlichen Einrichtungen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft wie Galerien, Kinos oder Buchhandlungen. Aber auch staatliche Einrichtungen trifft die Krise schwer, wie Prof. Dr. Nina Kolleck vom Institut für Politikwissenschaft der Universit?t Leipzig sagt. Sie leitet das kürzlich gestartete Forschungsprojekt MetaKLuB, das sich mit dieser Thematik befasst.

Frau Prof. Kolleck, Kulturstaatsministerin Monika Grütters will Kinos in Deutschland mit bis zu 17 Millionen Euro unterstützen. Das "Zukunftsprogramm Kino" richtet sich an Betreiber in eher l?ndlichen Regionen. Warum ist es gerade in den jetzigen schwierigen Zeiten wichtig, kulturelle Angebote auf dem Land zu schaffen beziehungsweise zu erhalten?
Kulturelle Bildung in l?ndlichen R?umen war bereits vor der Pandemie ein wichtiges Thema. L?ndliche Regionen werden ja meist zu den Verlierern im deutschen Bildungssystem gez?hlt. Studien haben wiederholt auf die regionalen Disparit?ten im Bildungssystem hingewiesen. W?hrend Kulturelle Bildung in den letzten Jahren in strukturstarken Regionen und St?dten einen qualitativen und quantitativen Aufschwung erfuhr, wird das Thema in vielen l?ndlichen und peripheren R?umen oft vernachl?ssigt. 

Nicht nur aufgrund der Abwanderung junger Menschen und des demographischen Wandels, sondern auch aufgrund mangelnder Infrastruktur und fehlender Finanzierungsm?glichkeiten ist es auf dem Land oft schwieriger als in St?dten, kulturelle Angebote zu schaffen oder zu erhalten. Diese Entwicklung ist gerade mit Blick auf bestehende regionale Unterschiede und fehlende Teilhabechancen in manchen Regionen bedenklich. Die vielf?ltigen Formate kultureller Bildung erm?glichen Teilhabe und Teilnahme an Kultur und Gesellschaft. So kann es gelingen, Menschen aus unterschiedlichen sozialen Lagen oder kulturellen Hintergründen zu erreichen. Nicht zuletzt ist gerade die Demokratiebildung darauf angewiesen, dass Kinder und Jugendliche jeglicher Herkunft und mit unterschiedlichen Voraussetzungen involviert werden.

Die aktuelle Pandemie trifft Einrichtungen kultureller Bildung in l?ndlichen R?umen sehr schwer. Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es besonders wichtig, die Grundlagen für kulturelle Bildungsangebote zu erhalten und für den Fortbestand von kulturellen Angeboten und Tr?gern kultureller Bildung zu sorgen: Sie tragen beispielsweise wesentlich zu sozialem und intergenerationellem Austausch, zur Demokratiest?rkung, zur Selbstwirksamkeitserwartung und zur Pers?nlichkeitsentwicklung bei. Kulturelle Bildungsangebote bieten Menschen aus unterschiedlichen sozialen Lagen oder kulturellen Hintergründen Begegnungsr?ume und Gelegenheiten, um im Gespr?ch und offen füreinander zu bleiben. Gerade Kinder und Jugendliche bekommen hier eine Chance, sich selbst ausleben und weiterentwickeln zu k?nnen – nicht nur beim Kinobesuch, sondern eben auch in Musikschulen, Tanzvereinen, Malwerkst?tten oder Theatergruppen.  

 

Orte kultureller Begegnungen sind auch ein wesentlicher Schwerpunkt des Forschungsprojekts MetaKLuB, das unter Ihrer Leitung steht. Welches Ziel haben Sie sich gesetzt?
Bei dem Projekt MetaKLuB handelt es sich um ein Metavorhaben, das einen Rahmen für alle gef?rderten 亚洲通_亚洲通官网¥娱乐网址 der BMBF-F?rderrichtlinie zu kultureller Bildung in l?ndlichen R?umen schafft – durch eigene Forschung, durch inter- und transdisziplin?re Vernetzung sowie durch den Transfer. Neben unserem Projekt werden durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in dieser Richtlinie weitere 20 Einzel- und Verbundprojekte gef?rdert.
Als Metavorhaben verfolgen wir zudem das Ziel, die Zusammenarbeit der Projekte zu unterstützen. Zum Beispiel organisieren wir j?hrliche Vernetzungstreffen und leisten Unterstützung im Wissenstransfer. Wir m?chten das Forschungsfeld demnach durch eigene Forschung sowie durch eine Bündelung der bereits vorhandenen nationalen und internationalen Forschung weiterentwickeln und Ergebnisse der F?rderrichtlinie systematisch für die Wissenschaft, die Praxis und die interessierte ?ffentlichkeit zug?nglich machen. Zum Beispiel erstellen wir derzeit ein systematisches Review, das hei?t einen systematischen Forschungsüberblick zur nationalen und internationalen wissenschaftlichen Literatur im Themenfeld. Darüber hinaus analysieren wir Sekund?rdaten. Unsere Ergebnisse sowie die Ergebnisse der gef?rderten Projekte sollten schlie?lich in einen theoretischen Rahmen münden, der dabei unterstützen soll, die Erkenntnisse der gesamten F?rderrichtlinie einzuordnen und zusammenzuführen.

 

Inwieweit ?ndern sich die Rahmenbedingungen Ihrer Forschung durch die Corona-Krise?
Kulturelle Bildungseinrichtungen in l?ndlichen R?umen sind aufgrund schwieriger wirtschaftlicher und sozialer Bedingungen meist unmittelbar von den zu erwartenden Auswirkungen der Pandemie betroffen. Dies gilt bereits jetzt vor allem für die nicht-staatlichen Einrichtungen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft wie unter anderem Galerien, Kinos oder Buchhandlungen. Aber auch staatliche Einrichtungen trifft die Krise schwer. Es bleibt deshalb im Rahmen der Forschung der F?rderrichtlinie zu beobachten, wie sich die unerwartete neue gesellschaftliche Situation auf den Bereich der Kulturellen Bildung auswirkt und welche Wirkung die angekündigten Notfallfonds von Bund und L?ndern entfalten k?nnen. Es bleibt zu hoffen, dass die angekündigte Unterstützung von Bund und L?ndern auch in diesem Bereich dazu beitr?gt, dass m?glichst viele Akteure ihre Arbeit weitermachen k?nnen.
Auch die Einzel- und Verbundprojekte der F?rderrichtlinie sind von der Krise betroffen. Wir erhalten beispielsweise vermehrt die Rückmeldung, dass in der aktuellen Situation keine pers?nlichen Erhebungen, Forschungsworkshops oder Feldbesuche stattfinden k?nnen. Das trifft diese Projekte hart und verz?gert den Forschungsprozess. Gegebenenfalls werden somit auch Promotionen nicht in der geplanten Zeit durchgeführt werden k?nnen.
Betroffen sind wir aber auch selbst von den Auswirkungen der Corona-Krise. Derzeit k?nnen wir in l?ndlichen R?umen keine eigenen Daten erheben. Zudem stellen sich gro?e Herausforderungen bei der Realisierung der Vernetzungstreffen. Wir hoffen, dass wir die in diesem Jahr geplanten Veranstaltungen durchführen k?nnen. Eventuell werden wir, falls m?glich, teils auf Video-Formate zurückgreifen.

 

Hinweis:
Prof. Dr. Nina Kolleck ist eine von mehr als 150 Expertinnen und Experten der Universit?t Leipzig, auf deren Fachwissen Sie mithilfe unseres Expertendienstes zurückgreifen k?nnen.