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“Land – Musik – Verein. Musikvereine in Praxis und Wissenschaft” lautete der Titel der diesj?hrigen Vernetzungstagung des Forschungsprojekts ?Musikvereine als Orte kultureller Bildung (MOkuB), die vom 11. - 13. November 2022 in der Hochschule für Musik Freiburg ausgerichtet wurde und zugleich digital besucht werden konnte. Es kamen Akteur:innen aus Praxis und Wissenschaft zusammen, um ihre Perspektiven auf Musikvereine zu teilen.

Blasmusikvereine pr?gen das musikalische Leben in vielen l?ndlichen R?umen Deutschlands. Nach den pandemiebedingten Lockdowns, Einschr?nkungen und damit verbundenen Unsicherheiten herrscht in den Musikvereinen, so unser Eindruck aus dem Forschungsprojekt MOkuB, gro?e Freude darüber, die Musikvereinsaktivit?ten nun wieder aufnehmen zu k?nnen. Es wird geprobt, Jugendarbeit durchgeführt, es werden Feste gefeiert, Ausflüge gemacht und Traditionen gepflegt. Die Covid-19-Pandemie pr?gt dennoch nach wie vor das Vereinsleben durch Krankheitsf?lle oder Veranstaltungsabsagen. Zus?tzlich stehen Musikvereine schon seit l?ngerem vor weiteren Herausforderungen, etwa der Suche nach Dirigent:innen und Instrumentallehrer:innen. Auch der Gewinn neuer Mitglieder erweist sich für manche Vereine als schwierig. All diesen Herausforderungen treten Musikvereine teils mit knappen finanziellen Ressourcen, mit denen sie ihren Alltagsarbeit bestreiten, entgegen, was eine zus?tzliche Herausforderung darstellt. Zur Bew?ltigung der Herausforderungen werden Konzepte entwickelt, Ideen umgesetzt und neue Formate der musikalischen und sozialen Begegnung erprobt. Auf diese vielschichtige und lebendige Musikvereinsszene warf die Tagung “Land–Musik–Verein”, umrahmt mit musikalischen Beitr?gen, einen multiperspektivischen Blick.

Ein Themenbereich, dem sich mehrere Beitr?ge der Tagung zuordnen lassen, ist die Professionalisierung. So fand beispielsweise eine Podiumsdiskussion zur Professionalisierung der Musikvereinsszene in den Hochschulen statt, bei der Professorin Carmen He?,Professorin für Instrumental- und Gesangsp?dagogik, Noah Ruoff, Student an der Hochschule für Musik Freiburg und Leiter eines Musikvereins, Professor Hermann Pallhuber,Leiter des Studiengangs Blasorchesterleitung und Christoph Karle,Direktor der BDB-Musikakademie ihre Perspektiven zur Verbindung von Musikhochschulen und Musikvereinen teilten. Des Weiteren fand im Rahmen der Tagung ein Workshop zur Instrumentation und dem Dirigat zum Ausdruck von Atmosph?ren in der Blasmusik vom Komponisten und Dirigenten Bert Appermont statt.

Darüber hinaus gab es auch zahlreiche Beitr?ge, die das Themenfeld der Kooperation beleuchteten. So wurde etwa über die Zusammenarbeit von Musikschulen und Musikvereinen in der Region Flandern (Niederlande) gesprochen und somit von Lierin Buelens und Thomas Geudens eine internationale Perspektive auf die Amateurmusik mit Blasinstrumenten er?ffnet. Es wurden auch Forschungsergebnisse aus dem Projekt MOkuB zu Perspektiven von Musikvereinsmitgliedern auf Bl?serklassen vorgestellt. Des Weiteren berichtete Cesar Masano Cavaloti vom Kooperationsprojekt DaCapo, in das Musikvereine, Musikschulen und allgemeinbildende Schulen eingebunden sind.

Auch unter dem Themenfeld der Teilhabe versammelten sich mehrere Beitr?ge. So hielten zum Beispiel Professor Andreas Lehmann-Wermser und Julius Kopp vom Forschungsprojekt Periphere Regionen, Teilhabe und Schule (Pretus) einen Vortrag zu den Passungsverh?ltnisse zwischen Schüler:innen und Musikvereinen in der Harzregion. Eine weitere internationale Perspektive brachte Chris David Westover-Munoz (USA) ein. Er pl?dierte dabei für eine Betrachtung der Musikvereine als soziale ?sthetische Praxis.

Auch zum Themenbereich der Intergenerationalit?t konnten Einblicke in das Forschungsprojekt MOkuB gegeben werden. Jedoch er?ffneten sich auch andere Perspektiven. So zeigte beispielsweise Ute Konrad,  wie ein Musikverein mit einer Pflege- und Wohneinrichtung zusammenarbeitet und wie dadurch trotz Vulnerabilit?t kulturelle Teilhabe erm?glicht wird. Professor Andreas C. Lehmann, vom Projekt ?Handelnde, ihre Erfahrungen und Verbindungen als Erfolgsfaktoren von (kultureller) Teilhabe in peripheren Regionen“ (KuBiNetze) und Julia Gehring arbeiteten heraus, was Erwachsene motiviert, in einem kirchlichen Posaunenchor mitzuwirken und lieferten damit wichtige Anhaltspunkte für die Gestaltung von Ensemblearbeit für die Erwachsenengeneration.

Insgesamt  war die hybride Tagung reich an angeregten Diskussionen, Denkimpulsen und Ideen für die Weiterarbeit in Praxis und Wissenschaft. Weitere Hinweise zum Forschungsprojekt und Zugang zu den ver?ffentlichten Beitr?gen finden sich hier